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Drittes
Buch.
Rönlische
Schule.
lichsten Maler Europrfs. Mengs ertheiilßäihm in einem Briefe
über Ursprung, Fortgang und Verfall deruzeichnenden Künste
das grossc Lob, dass er in Rom die Malerei vor dem Sturze
geschützt habe. In seinen früheren Jahren hatte er viel nach
Raffael gezeichnet, für welchen er sehr eingenommen war;
und er bemühte sich die Gemälde im Vatican und der Farne-
sina der Nachwelt lange aufzubewahren; eine mühselige nnd
umsichtigeArbeit, die Bellori beschrieben hat! Für das Grosse
war er nicht begabt; daher er und seine Schüler die Wand-
und grossräumige Malerei nicht sehr liebten. Doch scheute
er dergleichen Arbeiten nicht, ondern übernahm vielmehr gern
die Kuppel des Doms in Urbino, die er mit Figuren bevölkerte.
Diese Arbeit ging mit der Kuppel durch ein gewaltiges Erde
beben im Jahre 1782 unter; doch sind die Skizzen davon in
vier Bildern im Palast Albani vorhanden. Aus Neigung aber
würde er nicht immer Cabinet- oder Altarmaler gewesen seyn.
Seine Madonnen sind edel, bescheiden und lieblich, die Engel
anmuthig, die Heiligen von schönem Ausdruck in den Köpfen,
und gebürden sich andächtig; ja, so zu sagen festlich geklei-
det sind sie, wo sie Kirchengeriith handhaben. ln Rom wer-
den seine Bilder um so mehr geschützt, als sie in SacchPg
Style sind, wie sein Xaverius in der Jesuitenkirche, eine Ma_
donna im Palast Panlili und viele andere Er sendete auch
einige ausserhalb des Kirehenstaates umher; so sein biartyr-
tbum des heil. Blasius nach Genua, ein Bild, dessen Verfer-
tigungszeit ich nicht bestimmen will, das ich aber nur für ei-
nes der besten in Saechi's Style halte. Nachher nahm er
einen andern minder grossartigen Styl an, der aber seiner Ge-
nauigkeit wegen musterhaft ist. Sobald er seine Gedanken
niedergezeiehnet hatte, ging er Alles wieder nach der Wahr-
heit durch; und auch hieran begnügte er sich nicht, sonder-n
übcrging noch inipätern Jahren die Umrisse nach RaffaePs
Figuren, welchem er treu blieb, ohne darüber die Caraeci
und Guido aus dem Auge zu verlieren. Sein Fleiss aber
machte ihn zuweilen umständlich kleinlich, wie Viele urtheilen,
und er entzieht in dem Maasse dem Geiste, in welchem er an
Flcisse gewinnt. Das minder Lobenswerthe an ihm ist sein
Faltenschlag; hier hatte er sich aus Eifer für das Natürliche
ein System gebildet, welches die Massen unterbricht, das Nackte