Fünfter
Zeitraum.
Cortonisten.
Maratta
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worden seyn. Damals.- nun änderte Romanelli mit Hülfe
Bernini's eine Manier und nahm allmälig einen zärtem
und gleichsam verführerischen Charakter "in den Formen an,
der jedoch minder grossartig und gelehrt war, als der des
Pietro. Seine Verhältnisse wurden schlanker, die Tinten
minder schmuzig, die Falten kleinlicher. Seine Kreuzabnahme
in S. Ambrogio, die als ein Wunderwerk erhoben wurde, ver-
anlasste Pietro, ihr den heil. Stephan gegenüber zu stellen,
der so überraschte, dasslBernini selbst sogleich, als er ihn
sah, sagen musste, man sehe doch, wer der Schüler und wer
der Meister sei.- Romanelli, Schützling des Cardi Barbe-
rini, der sich nach Paris geflüchtet hatte, war zweimal in
Frankreich und ward von der dortigen Munterkeit des Geistes
so ergriffen, dass seine Figuren beseelter wurden, als früher.
So urtheilt Paseoli. Dort malte er zuerst in einem Säulen-
gange für den Card. Mazzarini einige Verwandlungen des Ovi-
"d-ius; hierauf in einigen königlichen Zimmern die Fabeln der
Aeneide; und als er zum drittenmale mit seiner ganzen Fami-
"iieahinreisen wollte, überraschte ihn der Tod in Viterbo. Dort
"hinterliess er im Dom das Hauptaltarbilrl, den heil. Laurentius,
und zu Rom und in andern Städten Italiens sind viel ölfcntliche
undePrivatbilder von ihm vorhanden, wiewol er "ungefähr im
45'. Jahre starb. Er hatte die Ehre für den Vatican zu una-
lenjdie Vorstellung im Tempel daselbst ist jetzt in der Kar-
thüuserkirche, das Mosaik in S. Pietro. Schüler, die ihm an
Rufe gleich kamen, bildete er nichtm Sein Sohn Urban selbst
wurde von Cir-o "nach des Vaters Tode unterrichtet. Er'ist
in Velletri und Viterbo durch seine Arbeiten in den Hauptkir-
chen bekannt; die in Viterbo sind aus dem Leben des Kirchen-
heiligen Laurentirxs und verrathen viel Geschicklichkeit; aber er
starb früh. '
Ciro Ferri war unter Cortonzfs Schülern ihm durch
Liebe und Nachahmung am meisten zugethan, und in Rom und
Florenz wurden ihm nicht wenig Werke Pietro's zur Volle
endung aufgetragen. Einige Gemälde niachen selhst Kenner
zweifelhaft, Welchem von Beiden sie angehören möchten. Im
Allgemeinen hat er weniger Anmuth in der Zeichnung, weniger
geistreiche Breite, und meidet vielmehr den breiten Faltenwurf,
der dem Meister gefiel. In Verhältnis zu seinen Lebensjahreil
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