Vbrwort.
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schungen über Maler, die in jener Zeit, in jener Schule
lebten; untersucht man nun ferner noch Kupferstiche, Zeich-
nungen und andere Ueberbleibsel jener Zeit, so lernt man
zuweilen den wirklichen Meister kennen. Die meisten
Zweifel hinsichtlich der Gemälde drehen sich nur um die
einander ähnlichen Meister. Diese nun stelle ich an Ei-
nem Orte zusammen, bemerke jedoch, worin einer sich
von dem andern unterscheidet. Oft schwankt man, wenn
man einen Meister mit sich selbst vergleicht; da scheint
ein Styl seinem gewohnten, oder auch dem grossen Na-
men eines Künstlers nicht angemessen zu seyn. In sol-
chen zweifelhaften Fällen gebe ich immer den Meister ei-
nes jeden an; weil doch anfangs jeder seines Führers Spu-
ren folgt. Ferner bemerke ich, was er sich für, einen
Styl gebildet, wie er ihn stets beibehalten, oder auch mit
einem andern vertauscht. Zuweilen bemerke ich die Zeit,-
in welcher er lebte, wie fleissig, oder unileissig er malte,
damit man nicht, etwa gleich ein Gemälde verdnmme, das
in spätem Jahren, oder nachlässig gearbeitet seyn konnte.
Wer kann z. B. alle Werke Guido's für ächt annehmen,
wenn er nicht weiss, dass Guido bald "dem Caracci,
bald Calvar t, bald Carav aggi o, bald nur sich selbst
folgte, und sich selbst wieder eben auch nicht glich,
wenn er in einem Tage drei Bilder malte? Wer wird
Giordano fiir Einen Maler halten, wenn er nicht Weiss,
dass er bald in diesen, bald in jenen Alten sich zu ver-
wandeln strebt? Und diese zivar sind hinlänglich be-
kannt; wie viele aber sind minder bekannt, und verdie-
nen doch Erwähnung, damit man nicht in Irrlhum ver-
falle? Diese also wird man hier, wo von so vielen
Künstlern und Stylen Kunde ertheilt wird, kennen lernen.
Ich weiss" wohli,
schiedenen Style nicht
I. Bd.
dass gelehrte Kenntniss
der letzte Zweck ist, den
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der ver-
Reisende