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Drittes
Buch.
Römische
Schule;
"des menschlichen Geistes, der in Kleidern wie in Künsten das
Neue liebt; der Ruf der Künstler; der Geschmack der Grossen,
welche zu ihren Arbeiten Künstler wühlen, oder wühlen lassen,
und somit andeuten, weleheBahn derjenige zu betreten habe,
der sich heben will. Aus diesen und "xähxxlichen Gründen ver-
iiel im siebzehnten Jahrhundert die Malerei in Rom, wogegen
übrigens die Wisxensehaftcn emporkamen , zum Erweis, dass
sie nicht immer mit der Kunst gleichen Schritt halten. Dnzüg
trugen nun die traurigen Ereignisse viel bei, welche um diä.
Ilälfte dieses Jahrhunderts Rom und den Kirchenstaat benn-
ruhigten, die Zwietraclit der Fürsten, die Flucht der Barberini
und andere schlimme Umstände, welche unter Papst IIlYlDCenz
X., wie Passeri S. 321 sagt, Bestellungen selten machten,
vorzüglich aber die furchtbare Pest unter Alexander VII. im
Jahre 1655. Auch die Leidenschaften der lllenschcn wirkten
hier nicht wenig ein, wie sie denn in jeder Umwälzung der
Dinge die thätigstenund stärksten Triebfedern sind und oft"
im besten Stande der Dinge den Grund zu einem schlimmem
legenQ
Der Ritter B erninii), ein grosser Baumeister, nicht aber
Bildhauer, unter Urban VllL, Inncccnz K. und noch später bis
1680, wo er stnrblf, entschied gleichsam; über alle Arbeiten in
Rom. Sacchüs Feind, und C ortozla gcivogen, unterstützte
er den Feind mehr, als den Nebenbuhier. Auch war dies leicht;
denn so schnell und arbeitsam Ccrtona, so langsam und
unentschlossen war Sacchi, wodurch er seinen Gönnerli
selbst verhasst wurde. Mit der Zeit nahm Bernini den [i o_
manelli zum Nachtheil Pietro-w: in Schutz, und indem er!
diesem, Baciccio und Andern die Riehtung in der Malerei
gab, gewann er auch durch seinen Styl darauf Einfluss, der
u-aitii.
l) S. Nntizig des: pmfgssori (Tal disegno du Cinmbue in Aqua,
Opern di Fil. Baldinucclz" jiarezzt. Accad. della Crusca um
mzte ell aggmnte. Jllilmio 1812. Fa]. jl, p. 9. BerniuiYs Bildnis
in den Rilralti rlz" alcum" cäleörz" piirnri (Ial Cav. Ollavio Liuuf, p.
123. Bernini ist allerdings als Bildhauer sehr ladelnswürdig;
den" du er so Grosses leisten konnte, wie seine Cäcilia und die eo-
lossalen Figuren an äcm Üillllllell auf der Piuzza Navona beweisen,
so verdient er doppelte Vorwürfe, seine grossen Fähigkeiten gemis-
braucht zu haben, um den Leifuli des ausgearteten Geschmacks zu
erbuhlen. Q.