AuHeben d. guten Geschmacks mit Barocci.
Viert. Zeilr.
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bemerkte, den Kriegsliirm, das Pferdewiehern, das Geschrei der
Fallenden zu hören. Er war in seiner Gattung unnachahmlich,
so dass seine Schiller sagten, ihre Soldaten stritten nur zum
Spasse, die seinen aber wirklich. Er malte sehr schnell; da-
her seine Gefechte in Bildersammlungen häufig sind; er führte
keck und sicher einen vollen Pinsel, daher thut er bessere
Wirkung in der Ferne, als in der Nähe; Folge, wie es scheint,
seines Aufenthalts in Venedig, wo er Paolo beobachtete, und
in Bologna, wo er mit Guido zusammenlebtel Wie dem auch
sei, sein Colorit ist sehr von dem seines angeblichen Lehrers
Wilhelm Baur verschieden, wovon eine Probe in Rom bei
den Colonnas ist. Dort sind auch Proben aus seiner Schule,
von Bruni, Graziano, Giannizzero, welche von Bor-
gogno ne das Anhüufen von Farbe und das Aufnehmen vom fern-
sten Standorte aus haben. Andere Schüler; von ihm werden
bei mehrern Schulen erwähnt.
Als übrigens Urban den päpstlichen Stuhl bestieg, um das
Jahr 1620, begann in Rom die burleske Malerei Mode zu wer-
den, die Ludius seit Augustus Zeit hiiulig übte, und die un-
sern Alten nicht unbekannt war. Soviel ich aber weiss, hatte
keiner sie so als Gewerb und in so kleinen Verhältnissen ge-
trieben, wie Peter Laa r, der wegen seiner Misgestalt und
seines Geschmacks in der Malerei il Bambocciü genannt
wurde. Banibo cciaten hiessen denn auch die Scenen aus dem
gemeinen Volksleben, die er auf kleinen Leinwandbildern dar-
stellte, Winzer- und Weinbergsauftritte, Faustgelage, Balge-
reien, Faschingsmummenschanze. Seine, gewöhnlich eine Spanne
langen Figuren sind so lebendig, so gut colorirt und so hübsch
von Landschaften, oder Thieren umgeben, dass man, wie P as-
seri sagt, die Begebenheiten wie aus einem offenen Fenster,
nicht auf der Leinwand, zu sehen glßllbf- Seitdem hat es
nicht an Malern ernster Gegenstände gefehlt, die sich nach ir-
gend einer Arbeit von Peter umsahen, um Wahrheit und Tin-
ten zu studiren, Wenngleich sie klagten, dass die lllalerei durch
derlei Possenreissereien erniedrigt werde 55). Er war lange in
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55) S. Saluator Rosa Sat. III. p. 79 s8., wo er nicht nur die
Maler, sondern auch die Grossen tadelt, welche dergleichen Bildern
in ihren Sammlungen einen Platz gönnen. L-