Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

Vierl. Zeitr. 
Auiieben alguten Geschmacks mitBarocci. 
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Holländer, der wegen seiner gut gemalten Seestiirme den Bei- 
namen Tempesta bekam. ln der That erregen seine Bilder 
Schauder, wenn ein tiefdunkler Himmel einen wüthenden Re- 
gensturm über die Schiffe entlässt, wetterleuchtet und blitzt 
und Feuersbrünste erweckt, das Meer vom Grund aus aufge- 
wiihlt sich wüthend gegen die Schiffe erhebt, sie schädigt, 
oder in seine Wirbel verschlingt. Man findet ihn leichter in 
Sammlungen, als Tassi, weil er fast immer in Oel malte. 
Darin half ihm in Rom ein Jüngling, der davon Tempestino 
genannt wurde, wiewol er sich öfter in Landschaften nach 
Poussinscher Art übte. Auch heirathete er eine Schwester 
dieses Jünglings, die er von einem Banditen ermorden liess, 
wesshalb er in Genua fünf Jahre gefangen sass und kaumdem 
Tode entrann. Er malte im Gefängnis viele Stürme, die, weil 
die Schrecken des Orts, der verdienten Strafe, des bösen Ge- 
wissens seine Einbildungskraft bestürmten, seine schönsten wur- 
den. Auch Thiere malte er vorzüglich und zog eine Menge 
in seinem Hause auf behufs seiner Studien. Endlich ist er 
als Landschaftcr sehr lobenswerth, wo ich ihn in einigen 
Sammlungen als guten Nachtreter Claude's in der Erfindung 
erkannt habe, welcher seine Bilder mannichfaltig mit Hügeln, 
Seen und schönen Gebäuden schmückt, wiewol er in Wirkung 
des Colorits und Feinheit der Arbeit hinter seinem Muster zu- 
riickbleibt. Dafür übertrifft er ihn wieder in den Figuren, wel- 
chen er einen halb Niederländischen, halb Italienischen Cha- 
rakter giebt, volle, heitere und manniehfaltig wechselnde Züge. 
Mehr Proben aller dieser genannten Fertigkeiten, als anderswo, 
habe ich in Mailand gesehen, wo er seine letzten Lebensjahre 
zubrachte, und in den benachbarten Städten, wie Bergamo, be- 
sonders Piaeenza. Seine Grabschrift ist im Wegzueiser in Mai- 
land S. 129 zu lesen. 
I1 Montagna, ein anderer Holländer jener Zeit, war 
eben auch ein Seemalcr, wie denn das Meer die Landschaft je- 
ner Völker ist. Er hat nicht wenig in Italien, besonders in 
Florenz und Rom zurückgelassen, wo er manchmal mit Tem- 
pesta in Gallerien und Bilderhandlnngen verwechselt werden 
ist; soviel ich aber gesehen habe, ist Montagna kliirer in 
den Lüften, trüber und dunkler im Schaum und in den Schlag-- 
lichtem der Wasser. Ein grosses Bild der allgemeinen Ueber-
	        
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