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Buch.
Drittes
Römische
Schule.
verlangen, sich dort in Darstellung von Landungen und See-
Wesen geübt, bis er 60 Jahr alt 1680 gestorben. Ich habe
drei Schriftsteller angeführt, deren Unaufmerksamkcit ich nur
zu oft rügen muss, weil sie nicht mit einander übereinstimmen
und wol einer Prüfung bedürfen, um sie einstimmig zu machen,
oder zu widerlegen. Was ich über Enric ots Seestücke sagte,
hab, ich an mehrern Gemälden der Gallcrie Cnlonna beobaeh-
tet, in deren Verzeichnis sechs stehen, sümmtlich, wie mieh
dünkt, in einem etwas trocknen, veralteten Styl, und einem
durchgängig röthliehen Tone, den man häufig in BrilPg
Landschaften sieht. Einen andern Enrico di Spagna, oder
delle Marine, von einem Styl, der einem 1680 Gestorbenen
angemessen wäre, ;h_abc ich nie in einer Sammlung gesehen,
noch linde ich ihn in Concafs Werken, wie sich jeder üben
zeugen kann. Daher erkenne ich für jetzt nur den Holländer
an, bin aber auch den Cadizer anzuerkennen bereit, wenn ich
sichere Beweise seines Daseins in irgend einer Zeit bekomme,
Agostino Tassi aus Perugia (sein wahrer Zuname
war Buonamici); ein schlechter Mensch, aber treiilicher Ma_
1er, muss für Paul BrilPs Schüler anerkannt werden, wiew01
er aus Eitelkeit sich inCaracciäsSchule log. Als er Sßllgn
eine der ersten Stellen unter den Landschaftern einnahm, ich
weiss nicht welches Verbrechens wegen, zur Galeere in Livorno
verdammt, schwang er sich als Vervriesener denn die Gnade
des Fürsten ersparte ihm die Schmach eines Ruderknechtes
Zum ersten Range empor in Darstellung von Schilien, Sah
stürmen, Fischereien und ähnlichen Seesccnen, gleich geistreich,
fruchtbar und seltsam sogar in Figuren und ihrer bald ein-
heimischen, bald ausländischen Tracht. Ausserdem war er ein
guter Prosbcctnxalcr, und im Quirinalc, wie im Palaste der
Laneclletti hat er einen. ausserordentlichen Geschmack in Van
zierungen bewiesen, den seine Nachahmer nnmüssig übertrieben
haben. In Genua malte er viel "mit Salimbeni und Gen_
til-eschi, auch von einem seiner Schüler unterstützt, der in
Rom geboren und in Genua cinheimiscli war, wo er tarb. In
Raffacllo Sopranfs Geschichte wird er Gio. Batista,
Primi genannt und als guter Seestüekmalex- gepriesen.
Dem Tassi ähnlich an Talent, aber noch schiindlicherer
Verbrecher vier Pietro Mulier, oder de Mulieribus, ein