Viert. Zeitr.
Aufieben d.
gutem Geschmacks mit Barocci.
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Enkel des Caravaggio, schuf er sich in den Landschaften,
wie er in grossen historischen Bildern das Düstere und Na-
tiirliche des Schulenhauptes liebte, eine eigene Manier, nämlich
meistens ohne Wahl sie wiederzugeben, oder vielmehr da min-
der Reizende daran zu wühlen. Wilde Wälder, mit Dante
zu reden, Alpen, Felsgeklipp, Hölen, von Dornen und Gestrüpp
starrende Felder führt er dem Auge am liebsten vor; abge-
stutzte, umgehauene, oder miswachsene Biiume malt er am häu-
figsten; sogar in der Luft bringt er selten etwas lebhafte Farbe
an, geschweige denn gar, dass er die Wirkungen des grossen
Planeten darstellte, welcher die Erde erheitert. Einen verhält-
nismiissig ähnlichen Geschmack behält er auch. in Seestücken
bei. Bei dem allen ist sein Styl ganz neu und selbst durch
das Schauerliche noch angenehm; gerade wie auch an Weinen
da Strenge und Herbelnde dem Gaumen gefällt. Nicht wenig
tragen dazu die Figürchen von Hirten, Seeleuten und beson-
ders Soldaten bei, die er fast in jeder Landschaft anlirachte;
wesshalb ihm auch von seinen Nebenbuhlern vorgeworfen ward,
er wiederhole immer dieselben Gedanken und schreibe gleich-
sam sich selbst ab.
In diesen kleinen Figuren lobt man ihn mehr, als in den
grossen, weil er in jenen mehr Uebung hatte. Er pflegte sie
in Landschaften anzubringen und machte historischeläilder
daraus, wie den so gelobten Attilius Regulus "im Hause Colon-
na; oder launenhafte Zusammensetzungen, wie die Hexerejen
auf dem Campidoglio und in vieleny Privatsammlungen. In ih-
nen wühlt er nie, ist auch nicht immer schulgerecht, aber leb-
haft, leicht, kräftig in Behandlung der Farbe, Alles zu einem
Ganzen versehmelzend. Uebrigens hat er mehrmal gezeigt, dass
sein 'l'alent nicht auf kleinere Verhältnisse beschränkt war.
Einige Altartafeln von ihm sind gut gedacht und VOIl grosser
Wirkung, besonders wo er schreckliche Gegenstände darstellt,
wie im illartyrthum einiger Heiligen in S. Giovanni de' Fio-
rentini zu Rom; und im Fegefeuer in S. Johannes der zerbro-
chenen Häuser in hlailand und in der Kirche del Suifragio zu
Matelica. Auch weltliche Gemälde haben wir von ihm mit sehr
schönen grossen Figuren, wie die Verschwörung des Catilina in
der Familie lllartelli zu Florenz, die auch B ottari für eines
seiner bessern Werke erklärt. Rosa verliess Neapel in seinem
I. Bd. H h '