Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

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Drittes 
Buch. 
Römische 
Schule. 
Leonardo da Vinci, ein nüchtern besonnener und 
Ivähliger Maler, musste ihm wol gefallen; er verzierte sein 
Werk über die Malerei mit Figuren, die er in seinem gewohn- 
ten Geschmack zeichnete (Leti. pitt. T. II. p. 178). Ihm 
folgte er in der Theorie, und ciferte er in der Bestimmtheit 
nach. Von Tizian nahm er das Colorit zum lliuster; und 
jiener Knabcnreigentanz, ehmals in der Villa Lodovisi, jetzt in 
Madrid, lehrte ihm die bestgczeiehneten Kinder im besten G9- 
schmaek malen, worin er so lieblich ist. Man sagt, er habe 
gar bald sich auf das Culorit zulegen aufgehört, und seine 
bestcolorirten Bilder seien die ersten in Rom gemalten. El- 
fürchtete, diese Aengstlichkcit möchte ihn von dem gClStlgsiu_ 
nigen Theile der Malerei abziehen, wozu er sich besonders hin, 
gezogen fühlte, und dem_ er seinen ganzen ernsten Flciss wid_ 
mete. Raffael war ihm Muster in Beseelung der Gestalten, 
lWahrheit der Leidenschaften, Treffen des illittelpunetes der 
Handlung, so dass man noch mehr ahndet, als man sieht, dass, 
wer seine wohl und tief ausgesonncnen Zusammenstellungen 
aber- und abermals betrachtet, immer auf neue Gedanken 
kommt. Er trieb den Geschmack für dieses Sinnige in der 
Malerei noch weiter, als Raffael, und malte gern Bilder, 
die nichts als einen durch (lichterische Einhildungskraft eingß 
schürftelrSittenspruch enthalten  S0 stellte er in dem Q_ 
genannten Memento mori zu Versailles junge Hirten und ein 
Mädchen am Grabe eines Arkadiers dar, wo die Inschrift zu 1e_ 
sen ist: auch ich war in Arkadien. 
Hier hiitte nun ein scharfer durchdringender Geist ahne 
Bekanntschaft mit guten, auch Lateinischen Schriftstellern, Um_ 
gang mit Gelehrten und Rath Gebildeter nicht ausgereicht 48h 
Auf den Ritter Marini gab er viel, und konnte es allerdingg, 
wo es nur nicht Italienischen Dichterstyl galt. Im Medelliren, 
worin er hohe Treiilichkeit erreichte, übte er sich mit dem 
Fiammingo; über die Perspective zog er ZüC0OliIli'g 
Schriften zu Rathe; des Nackten wegen besuchte er Domeui- 
47) Nie. Poussin ist siudirt unlf kalt. Q. 
48) Klillgt dies nicht wie ein ironisches Lob? Denn sollte nicht 
Alles in einem Bilde anschaulich seyn, ohne dass Beleselnlneil dem 
Verständnis zu Hülfe kommen muss? Q-
	        
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