Viert. Zeitr.
d. guten Geschmacks mit Barocci.
Auüelsfan
473
Comodi und Ciarpi waren Meister des Pietro von
Cortonailz), wie man sagt, der darum und seines Geburts-
orts wegen zur Florenzcr Schule gezählt wird, wiewol von
Andern zur Römischen. In der That kam er auch in seinem
vierzehnten Jahre mit wenig mehr als guten Anlagen dahin,
bildete sich zu einem guten Baumeister und in der Malerei
zum Schulenhaupt des leichten und geschmackvollen Styls,
den wir schon im ersten Buche schilderten. Wer sehen will,
wie weit er es in lllauergelniilden und grossriiumigen Werken
gebracht, darf nur in Rom den Bilrberiner Saal sehen; wiewol
auch der Palast Pitti zu Florenz noch Artigeres, Reizenderes,
und in den einzelnen Theilen Fleissigeres bietet. Will manl
sehen, wie weit er es in Altarbildern gebracht, so sehe man in
Rom die Bekehrung Pauli bei den Capucinern, welche Gui-
dws heiligem Michael gegenüber doch immer von Künstlern
bmvundert wird, die verschiedene Gattungen des Schönen
zugeben. Diesen Grundsatz möchte auch ich hinsichtlich der
Kunst nicht verwerfen, da er in der Redekunst, Dichtkunst
undGesehichtegilt, wo Deniosthenes, lsckrates, Sopho-
kles und Euripides, Thucydides und Xcnophon ge-
lobt werden, wie verschieden auch immer ihr Gepriig ist.
Pietro's Werke sind in Rom und im Kirchenstaate nicht
selten; auch in andern Bereichen Italiens nicht, am häufigsten
da, wo er am meisten Bauwerke zu verzieren fand. Höchst
reiche Bilder, die den beherztesten Copisten ängsten können,
sind der heil. Ivo in der Sapienza zu Rom, und in S. Carlo
a, Catinari der Kirchenheilige, wie er den Pestkranken bei-
steht. Von nicht geringem Umfang ist auch die Predigt des
heil. Jakob in [mola in derDominicanerkirehe. Sehr fleissig ist das
Bild der Madonna. zwischen Papst Stephan und andern Heiligen
in S.Agostino zu Cortona, welches man für eines seiner besten
hält. Anmuthig ist im Quirinale die Geburt U. L. F. Sehr
schön das Martyrthum des heil. Stephan zu S. Ambrogio in
Rom, und Daniel in der Löwengrube zu Venedig in der Kirche
seines Namens, welches Bild durch Anordnung viele Nebcnbuhler
jener Schule besiegt, und an Colcrit gegen sie nicht verliert.
Geschichtliche Bilder von ihm sind in den Gallerien Römischer
Vergl.
Goethe's
Winckelnzkznn. S.
225.