Viert. Zeitr.
AnHeben d. guten Geschmacks mit Barocci.
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auch nach seinem Beispiel viel mit seinen Gehülfen arbeiten,
aber sich freilich auch mit dem Mittclmüssigen begnügen lern-
te. Manches indessen von seiner Hand ist vortrefflich, nur
wiederholt er sich zu sehr in Fehlern und Gründen, verkürz-
ten Köpfen, vollen und. rothen Gesichtern. Seine Zeichnung
ist ein Gemisch von Florentinischem und Römischem. In Wand-
gemahlen liebt er ein heiteres, glänzendes Cvolorit; in Geige-
miilden dagegen braucht er ernstere und gemässigtere Tinten,
und verbindet sie zu einem allgemeinen ganz ruhigen und sanf-
ten Tone. Er verziert sie gern mit gutgedachten und anmu-
tlllgßll Landschaften. Unter seine besten Arbeiten in Rom
rechnet man den Tod des Ananias und der Sapphira in der
Karthausc, in der Peterskirche in Mosaik wiederholt. Auch an-
dere Mosailcarbeitiexi dieser Kirche irurden nach Gartens von
ihm ausgeführt; und im Lateran ist die 'l'aufe Constantinßs ein
grosses historisches Gemälde "von Roncalli.
Sein ausgezeichnetes Werk ist die Kuppel von Loreto,
welche reich an Figuren ist, dic aber von der Zeit gelitten
haben, bis auf einige Propheten, welche in der That sehr
grossartig sind. 1m Schatz dieses Heiligthums malte er viel
aus dem Leben der Madonna, aber nicht alles gleich glücklich, 9
vorzüglich in Rücksicht der Perspcctivc. Diesen bedeutenden
Auftrag bekam er durch die Gönnerschaft des Card. Crescenzi
mit Caravaggio zugleich, der ihm dafür durch einen Seim?
Meuchler das Gesicht zerfetzen liess, und mit Guido Reni,
der sich anders dafür rächte, indemier nämlich durch seine
Arbeiten zeigte, dass errkeine Hintansetzung verdiente. Nach
dieser Zeit war Ronycalli in den Städten von Piccno sehr
belicbt, welche desshalb voll von seinen Bildern sind. Bei den
Eremitani in S. Scverino ist von ihm ein Noli me trmgere, in
Ancona in S. Agustino ein betender Franeiscus, in Osimo in
S. Palazia diese Heilige, welches seine auserlesensten Bilder
sind. In derselben Stadt im Hause Galli malte er von unten
nach oben das Urtheil Salon1on's, vielleicht sein bestes Wand-
bild. Er konnte seinen Styl verändern, wenn er wollte. Bei
March. Mancinforti in Ancona hab' ich eine Erscheinung von
ihm gesehen, die aus der Venezianer Schule zu seyn scheint 40).
K40) Ueber
cum" celcbri
Crisloforo Roncalli drdlc Poazmrancie s, Rilralti di ul-
piltari de! secalo XVII. 1731. p. 13. Bei seiner lief