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Drittes
Buch.
Römische
Schule.
rate 35) genannt, dessen wir schon enriihnten, als wir von
Carlo Dolci und seinen so andiichtigen Bildern sprachen.
Diesen übertrifft er in Schönheit der Madcnncn; an Feinheit;
des Pinsels aber Dolci ihn. ihr Geschmack ist verschieden;
Salvi hatte sich nach andern Mustern gebildet. Er studirte
anfangs in seinem Geburtsorte unter seinem Vater Tarqui-
nio 37); nachher in Rom, dann in Neapel, man wciss nicht
genau, unter welchen Meistern, ausscr dass ich in seinen hand-
schriftlichen Denkwürdigkeitcil einen D o m e n i e o genannt
finde. SalvPs Studienzeit triiit wunderbar mit der Zeit zu_
sammen, WO Domenichino in Neapel arbeitete, und seine
Art zu malen zeigt wohl, dass e: diesem Meister zugethan wan
Doch nicht ihm allein. Seine Erben besitzen noch viele C0-
pien tüchtiger Künstler, die er zu seinem eigene-n Studium
machte: ich habe deren nach Albano, Guido, Barocei,
Raffael gesehen, in kleinem Verhältnissen und wie hing-ß
haucht. Auch einige kleine Landschaften und viele heilig-e
Bilder sind dort; mehrere von Johannes dem Tiiufer, mei_
tcns aber Madonnen. Ohne ein Griechisches Ideal zu haben,
hat er doch ein dem Charakter der Jungfrau höchst angemeg-
senes, worin besonders die Demuth verwaltet, dem Charakter
des Kopfs aber die Einfachheit der Bekleidung und des Pugics
entspricht, ohne der Würde Abbruch zu thun. Er malt mit vollem
Pinsel, hat ein reizendes und von schönem Helldunkel gehohe-
nes Colorit; in den Localtinten nur ist er etwas hart. Er
liebte zumeist Köpfe mit etwas Brust zu malen, wie deren viele
in Sammlungen sich finden; selten haben seine Lcinwandbilder
das Maas eines richtigen Bildnisses. Von dieser Grösse, oder
etwas grössor, ist eine Madonna mit dem göttlichen Kinde zu
Rom im Palast Casali. Die Bildtafel, der Rosenkranz selbst in
36) Man hat längst Nachrichten von diesem Maler gewünscht, wie
sich aus den Lelt. pilt. T. V. p. 257 crgicbt. Ich gebe sie, wie ich
sie-in seinem (ieburtaorle sammelte, wobei mir der Bischof von No_
cera. Massajuoli durch aufgesuuhte Urkunden behülllich war. Gim
Batista. wurde zu Sassoferraln am l]. Juli 1005 geb., larb in
Rom am 8. Aug. 1685. L. Vergl. Fiorillo Gesvlz. d. Mal. in
Ilal. Tlz. 1 S. 192. Eine belende hladoixrxa von ihm, nicht lila!"-
dolzßrusa, hat Folo gestochen. S. Ißmslbl. 1820, N. 34. W,
37) In der Kirche der Eremitani ist ein Bilrl, der ROSCIIkTBIIZ, mit
seinem Namen und dem J. 1573- ES ist reich an Figuren. L.