171011. Zeitr.
Alzfieben d. guten Geschmacks mit Barocci.
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andeuten und nahm die Ideen von natürlichen Dingen, ohne
ihnen irgend eine Bestimmtheit zu geben; worüber Kenner ur-
theilen mögen! Für eins seiner vier besten Römischen Bilder
gilt der heil. Romuald, unter seinen Mönchen sitzend 35); eine
schwierige Aufgabe wegen der vielen wcissen Gewänder! Aber
Saechi traf einen Ausweg, der empfehlungs- und wunderns-
werth bleibt: er malte einen grossen Baum dazu, dessen Schat-
ten einige Figuren trollen musste , und so brachte er in die
eintönige Farbe einen wundernswürdigen Wechsel. Schön ist
auch sein Ucbergang der heil. Anna in' S. Carlo a' Catinari,
der heil. Andreas im Quirinal, der heil. Joseph a Capo alle
Case. Auch Perugia, ldoligno, Cameriixo haben Altarbilder von
ihm, welche Zierdcn dieser Städte sind. Er genoss den
Ruf eines freundlichen und gelehrten Lehrmeisters. Eine
Lehrstunde, wie er sie dem Francesco Lauri gegeben,
findet man im Leben dieses seines berühmten Zöglings von
Pascoli, der kurz vorher angiebt, er habe seine Nachrichten
grossentheils von den alten lllalern Roms gesammelt. Mag er
doch manche eigene, oder fremde Ansichten mit eingemischt
haben, wie es denn in Geschichten zu gehen pflegt, wo unmit-
telbar Gesprochenes mehr nach Wahrscheinlichkeit, als urkund-
lich ,treu behandelt wird; die hier von Sac chi beigebrach-
ten Grundsätze sind seiner würdig, als der das Wahre, Ge-
wählte, Grossartige liebte; und in der That scheint es, er habe,
um seine Figuren in jeder Handlung würdevoll darzustellen,
Quintilians Vorschriften vor Augen gehabt, die dieser für
die Gebärden des Rcdncrs gab und Sacchi wiederholt. Er
hatte zahlreiche Schüler, unter welchen sein Sohn, Joseph
Sacchi, als er Canventual geworden, das Bild in der Saeri-
stei der Apostel malte. Sein grosser Schüler aber war Ma-
ratta, von welchem, wie von mehrern seiner Mitschüler, in
einem andern Zeitraumel
Caraccist, man weiss
Giambatista Salvi, von
Schule, war
S alss o fer-
aber nicht, welcher
seinem Geburtsort
35) St. Romuald ist von Jacob Frey leicht, kräftig und so ge-
stochen, dass es eine trefkliche Wirkung macht. Das Gemälde [wün-
det sich jetzt im Valicau. SacclnPs Styl erinnert durch großartige
Massen an die Spanische Schule. Q.
'l. Bd. G g