Viert. Zeitr.
Aufleben d. guten Geschmacks mit Barocci.
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Der Erste war glücklicher Nachahmer des Meisters, der ihn
lange seine Urbilder copiren liess. In der Theatincrkirche auf
Monte Cuvallo ist ein Gemälde des Stifters und des heil.
Andrea Avellino mit Engeln, die von Zampieri selbst ge-
malt scheinen, von ihm; er wählte in dieser Gattung die zier-
lichsten Formen, und gab ihnen schöne Regsamkeit und Be-
wegung. Von ihm wird im vierten Buche nochmals die Rede
seyn. Der Zweite, welcher auch SacehPs Schule besuchte,
lebte länger in Rom, und wer ihn kennen lernen will, beur-
theile ihn nicht nach der Capelle, die er noch jung in seiner
Vaterstadt malte, sondern suche ihn in der Hauptstadt auf.
Da. sind im heil. Andrea delleValle der heil. Gaetano, gleich-
zeitig mit dem vorhergenannten heil. Andrea von Barbalun-
ga, die Himmelfahrt in der Rotonda, die fromme Trauer bei
den Capucinern, und mehrere geschätzte YVandbilder in der
Lateraner 'l'aufcapelle und der Basilica. des heil. Petrus, die
ihn nicht viel weniger denkwürdig machen, als seinen Mit-
schiiler. Wenn er etwas zaghafter und minder gewählt war,
als dieser, so hatte er doch eine Natürlichkeit, Anmuth und
einen Geschmack in Tinten, welche der Rönxischen Schule Ehre
machen, der er in Gio. Carbone di S. Severino einen Zög-
ling von einigem Rufe zuführte. Man möchte WOl sagen, sein
und Domenichino's Stern seien" derselbe gewesen; auch
er ward weniger geschätzt, als er verdiente, von feindseligen
Verwandten gequält, und starb vor der Zeit verbittert.
Franceseo Cozza, von Geburt ein Calabrier, wohnhaft
in Rom, im Leben treuer Gefährte Domenichinws, voll-
endete nach dessen Tode einige Werke desselben, und führte
viele von eigener Erfindung aus, wie man im Titi sehen
kann. Er scheint von seinem Meister mehr die Gelehrsam-
keit, als die Zierlichkeit geerbt zu haben. Ein schönes Werk
von ihm it die ausgelöste, oder zurückgekaufte Jungfrau zu
S. Francesca Romana über den Häusern. Ausser Rom sieht man
selten etwas von ihm weder öffentlich, noch in Privathüusem, In
Kenntnis der Künstlerhände galt er für höchst erfahren, und
in Streitfragen dieser Art, wie sie häufig in grossen Städten
aufgeworfen werden, galt seine Stimme für unbeseheltbares Ur-
theil. Von Pietro del Po, ebenfalls Schüler des Domeni-