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Drittes
Buch.
Römische
Schule.
Maggieri aus Urbino") lebten um jene Zeit; der Erste ein
kecker Maler, trelllicher Colorist und dem Venezianer Styl e1-_
geben; der Zweite fleissigisich zu Baroeei und den Römern
hinneigend. Keinen von Beiden rechnet die Geschichte zu Ri_
dolfPs Schule; vom Erstem kann man es mit mehr Grunda
verniuthen, als vom Zweiten. Ein anderer Maler, man Weisg
nicht, aus welcher Schule, der aber mehr von Claudio als
Barocci hat, ist eingewisser IPatanazzi, welcher in der
Galleria deP piltori uröinati (s. Colueci To. XVI.) erwähnt
und dessen anziehender Pinsel und treflliche Erfindung dich-
terisch gelobt wird. Ich habe in einer Capelle des DORIS Ging
PVerlobung der Madonna gesehen; nicht grosse, aber gut colu_
rirte Figuren von schönen Formen, wiewol einige darunter eher
eine kiimmerliehe, als freie und schlanke Haltung haben. Ein
grosser" Schüler RidolfPs, Benedetto Marini aus Ul._
bino, ging nach Piacenza, wo er in mehrern Kirchen sebiitz-
bare Bilder in Baroeeischem, Lombardisebem und Venezianer
Geschmack hinterlassen. Am meisten überrascht sein Wunder
der vervielfiiltigten Brote in der Wüste, welches er im Speise-
saale der Conventualen 1625 malte. Es ist eines der reichsten
Oelbilder, die ich kenne, höchst kunstreich in ZusammensteL
lung, blannicbfaltigircit, Lieblichkeit u). Unbedenklich ziehe
ich den Schüler an Umfang und Lebhaftigkeit des Geistes dem
Meister vor, wenn er! ihm auch in Gründlichkeit nicht bei,
kommt. Er verdiente eine Lebensbeschreibung und Anzeige
seiner auch in jener Gegend, in Pavia und anderwürts ze1-_
streuten Werke. Dennoch ist er, wie Bellini, den Wegweh
sern unbekannt geblieben, und, was noch mehr sagen will,
sein Geburtsort kennt ihn wenig; denn es ist nichts dort von
seinem Pinsel vorhanden, als eine Bildtafel des heil. Karl in
der Dreieinigkeitskirche mit einigen Engeln, die nicht so be_
wundert wird, wie andere Werke in der Lombardei Ü). Am
11) Auch einen guten Bildnismaler Basilio Maggieri erwähnt
man. L.
12) Le pitture pubbl-iche di Piaccnza. p. 81; L.
13) In Oretli, Briefwechsel linde ich 1777, in einem Briefe
A ndr. Zar; o ni's an den [Fürsten Ercnlani, Vati ni zur Schule deg
Ferrau von Faenza gezählt; nach dieses Meisters Slyle sind viel
Bilder von ihm übrig. L.