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Driftes
Buch.
Römische
Schule.
aus der Gewohnheit dieses glänzenden Hofes vermuthen, wg]_
eher aus Italien die grössten Meister, oder ihre Schüler in
seine Dienste zu nehmen pflegte. Da ich jedoch keine gewissß
Kunde hierüber habe, auch keine Andeutung in ihrem Style
finde, so wage ich nicht diese Beiden dem Barocci als Schi]-
ler bcizugeben, sondern nur, wie dem auch sei, ihrem ruhm-
vollen Geburtsorte wiedcrzusehenken, von welchem sie sich
losgerissen.
Von Auswärtigen haben Einige Andrea Lilio von An-
cona für Barocci's Schüler gehalten; ich erachte ihn mehr
für seinen Anhänger, und zwar mehr im Colorit, als übrigenm
Er nahm an den Arbeiten unter Sixtus Theil, und malte auch
für Kirchen, meistens Wandgemälde, zuweilen in Geellschaft
mit Sordo von Urbino. Er ging als Jüngling dahin und
lebte dort bis zur Regierung Pauls V., kam aber in der Kunst
durch häuslichen Kummer zurück, welcher gewöhnlich die Kraft
des Körpers, wie des Geistes bricht. Ancona hat mehrere
Wandgemälde von ihm, von verschiedenem Werthe. Auch
Oelgemälde von ihm sind bei den Paolotti, in S. Agostino, und
hier in der Sacristei einige sehr geschätzte Bilder aus des heiL
Nikolaus Leben. Vor allen preist man sein Martyrthum des
heil. Laurentius, welches Viele dem Barocci zuschreiben;
worüber man Alöorldots Wegweiser und die Cntl1ilrinenkir_
ehe sehen kann, wo es sich befindet. Ein grosses Werk von
ihm ist im Dom zu Fano das Bild aller Heiligen, gut nnge_
ordnet trotz der vielen Figuren, und sehr mannichfaltig, ja, im
guten Baroccischen Geschmack, wenn nicht gezeichnet, dgch
gemalt.
Von Giorgio Picchi aus Durante schrieb ich in der
frühem Ausgabe als einem Schüler BaroecPs, wo ich dem
Gerüchte, das in Pesaro und Rimini hierüber in Umlauf ist,
folgte; nachdem aber Colucci die Chronik von Castel Du_
rante bekannt gemacht hat, wo von diesem einige Jahre frü-
her gestorbenen Künstler ausführlich gehandelt wird, habe ich
hierüber keine Auskunft gefunden. Ich weiss also nicht, ob
man über ihn nicht eben so urtheilen muss, wie über Lilio,
mit welchem er zu Zeiten Sixtus V. zu Rom gewesen seyn
muss, wenn die Chronik wahr berichtet. Sie erzählt nämlich,
er habe in der Vatieanischen Bibliothek, der Scala Santa,