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Drittes
Buch.
Römische
Schule.
gutem Baroccischen Geschmack; besonders den heil. Donnms
in einer Kirche der Vorstadt, deren Heiliger er ist. Desshalb
kann man dies auch nicht seinen eigenen Sty] nennen. Denn
da er zu verschiedenen malen in Rom war, dort auch von
Maseherini Unterricht genossen, eine Zeit lang sich auf
Nachahmung des Cesarini gelegt und der oben gerügten
Handwerkseil sich bcfleissigt hatte, so giebt er in dieser Haupß
stadt eigentlich mehrere und so zu sagen die schwächsten
Manieren kund. Die WVandgemiilde an mehrern Orten in Rom
geben allerdings nicht dieselbe Vorstellung von ihm, welche
sein zu Fano in der Kirche der Philippiner ausgcfiihrtes grob
ses Bild erregt. Dort hat er an der Decke und in der Ca_
pellc mehrere Lcbensmomcnte des Fürsten! der Apostel; dem
der Tempel geweiht ist, dargestellt. Sein Geschmack ist da":
Baroccisch und besonders Raffaeiisch. Lazzari lässt
diesen Antonio Viviani nach Genua gehen, und von S0_
prani durch Verwechselung Antonio Antoniani nennen,
womit denn Barocci einen Schüler erhält, den es nie gegü
bcn hat. Hierüber werden wir schicklicher bei der Genuesßl.
Schule sprechen. Die Urbiner Ueberliefcrung setzt zu diesem
noch einen zweiten Viviani, nämlich Lodovico, des Vol-i_
gen Bruder, oder Vetter. Dieser hat zuweilen viel von Ba_
rocci, wie im heilt Hieronymus im Dom; zuweilen nähert er
sich mehr den Vcnezianern, wie in der Erscheinung im K[O_
ster della Torre.
Ein fast in der Geschichte unbekannter, aber sehr vel.__
di-enstvoller Maler ist der Urbiner Filippo Bellini, von
welchem ich in seiner Vaterstadt niehts, aber in nlünchen
Städten der Mark viele O91!- und Wandgemälde gesehen habä
Gewöhnlich ist er Nachfolger BaroccPs, wie in dcr Bcschne;
dung, in der Basilica zu Loreto, in der Verlobung U. L. F_
im Dom zu Ancona, in einer Madonna bei den Grafen Leo-
pardi diOsimo. Zuweilen jedoch erscheint er als Muster eine:
entschlossenen und lebhaften Styles, starker Colorist und lila,
rler in grossem Raume. Diesen Charakter entwickelt cr in ei-
nigen zu Fabriano in seiner besten Zeit 8) gelieferten Werken,
S) I_n_dem nicht immer genauen Verzeichnis der Fabrizniischen
Gemälde werden ausser den 14 vorgenannten Bildern noch 7 andere
desselben bleisters aufgeführt. X L.