Viert. Zeitr.
Aufleben d. guten Geschmacks mit Barocci.
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Heimat blieben, so erweiterten sie ihre Ideen niemals, und we-
nige erfassten den Geist seines Styls, die meisten hingen am
Körper und der Schale, dem Colorit. Ja, selbst dies verderb-
ten sie noch durch häuligern Gebrauch des Zinobers und Blau,
Welche der Meister massiger brauchte, zuweilen nicht ohne Ta-
del, wie Bellori und Algarotti bemerken. Ihr Fleisch
wird oft sehwärzlich gelb, und die Umrisse verchwimmen und
verdampfen. Ein Verzeiehni von ihnen kann nicht ausführlich
seyn; ich will mich nicht bloss an die Schriftsteller über Ur-
binische Angelegenheiten halten, ondern auch an einige Weg-
weiser und in mehrern Gegenden gesammelte Ueberlieferungen;
und ich bin gewiss, wenn mancher unter ihnen auch nicht
mündlich von Barceei unterrichtet war, konnte er es doch
nach Heimat und Alter seyn, war es aber sicher durch seine
Gemälde.
Von FederigWs Neffen und Schüler Francesco Bal-
delli lässt sich wenig sagen; ich finde keine andere Auskunft
über ihn, ausser ein Gemälde in S. Agostino zu Perhgia in
der Capelle Danzetta aufgestellt, dessen Crispolti, der von
dieser Stadt geschrieben 6), S. 133 erwähnt,
Von Bertuzzi und Porino hab' ich nur Naehbildcr
von Baroceisehen Gemälden, oder schwache Erzeugnisse ge-
sehen. Ein trefllicher Nachbildner von ihm war Alessandro
Vitali Von Urbilma WO bei den Schwestern della Torre die
Verkündigung in Loreto von ihm so trefflich nachgebildet ist,
dass man das Urbild zu sehen glaubt. Barocei freute sich
dieses seines Talentes und, überarbeitete seine Bilder gern;
vielleicht that er ihm diesen Gefallen in der heil. Agnes und
dem heil. Augustin, die Vitali im Dom und bei den Eremi-
tanern aufstellte, wo er sich gewissermassen selbst übertrifft.
Antonio Viviani7), genannt ilkSordo di Urbino, fer-
tigte ebenfalls genaue Abbilder seines Meisters, die noch von
seinen Erben aufbewahrt werden. Auch er wurde sehr von
Federigo begünstigt, dessen' Enkel man ihn in seinem Ge-
burtsorte nannte, wiewol Baglione in dessen Leben diesen
Umstand verschwiegen. Er hinterliess in Urbino Gemälde in
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6) Perugia augusta descrüta Perug. 1648,.
7) Bagliouß Vilc de' pitluri, p. 97.