434
Drittes
Buch.
Römische
Schule.
sie lebten, iwei Quersäcke und ein Füssehen aufgebenkt, an-
deres armseliges und dem Ort angemessenes Geriith, Alles ist
wunderbar. Das göttliche Kind überrascht vielleicht am Wenig-
sten, ist auch nicht vollendet. Unterdessen liessen die Urbina-
ten auch die Kunst der geiirnisten Gefässe nicht sinken, worin
besonders ein Rovigo gelobt wird. YVas man anfangs auf
Porzellan malte, war in der Zeichnung armselig, im Colm-it
aber achtbar, besonders wegen eines sehr schönen Roths, we1_
clies später ausser Gebrauch kam, entweder weil das Geheim-
nis verloren ging, oder weil Roth nicht leicht zu den übrigen
Farben stimmte.
Zu der feinen Arbeit, wovon Vasari erzählt, brachte
nian es erst um 1540. Dies Verdienst erwarb sich Oraziu
Fontana aus Urbino, dessen Gcfässe wegen des trclllichen
Firnisses, der Figuren und der Formen vielleicht dem, was wir
aus dem Alterthum haben, noch vorgezogen werden können,
Er übte seine Kunst an mehrern Orten des Staats, besonders
aber in Castel Durante, "heut zu Tage einer Stadt Urbania ge_
nannt, wo eine sehr leichte und zu derlei Arbeiten sehr brauch-
bare Erde war. Mit ihm arbeitete sein Bruder Flamminio,
der später vom Grossherzog nach Florenz bem-
fen die gute Art der Gefässmalerci einführte; eine Kunde, die
uns eben Lazzari giebt, wofür ihm die Florentiner Kunstge-
schichte Dank wissen muss. An dem in Urbino entstandenen
guten Geschmack hatte der Herzog Guidobaldo viel Theil, ein
Fürst, der die schönen Künste sehr liebte und die Fabrik stif_
tete, wie auf seine Kosten erhielt. Er überliess den lllalem
inicht, Zeichnungen zu machen, sondern schrieb ihnen vor,
Kupferstiche nach tüchtigen Künstlern, besonders nach Raf_
fael, zu brauchen; auch licss er mehrere noch nicht bekannte
Zeichnungen Sanziws, woran er reich war, anwenden. Da-
her heissen diese irdenen Gefiisse oder Töpferwaaren Raf-
faclsschüsseln; und daraus sind manche Mährchen entstan-
den, die man von seinem Vater und ihm selbst erzählt; so wie
der Zuname des Bechermachers von Urbino 22), den dieser
22) Einen zweiten Grund dieser Benennung finde ich im Namen
des Raffael Ciarlß, der, weil er einer der vorzüglichsten Maler
dieser majolischen Gefässe war und auf Befehl des Herzogs eine