Dritter
Zeitraum.
Verfall
der
Malerei.
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zu Gubbio die Taufe des Heiligen, vom Jahre 1594; ein Bild
höchst reich an Figuren, welches durch Neuheit der Trachten,
Bauwerke und Andacht in den Gesichtern überrascht. Er er-
hielt 200 Scudi dafür, fürijene Zeiten nicht wenig; und man
sieHt wol, dass er nach dem Preise arbeitete; denn in andern,
besonders einem von 1604, ist er ziemlich nachlässig. Fede-
rigo Brunori, auch Brunoini genannt, soll aus seiner
Schule stammen; und sichtlicher noch als er, folgte dieser den
Venezianern, malte nach der Natur, liebte fremdartige Trach-
ten und starken Farbenauftrag. Die Bianchi haben von ihm
ein Ecce lzomo vor dem Volke; kleine, aber muntere Figuren,
woraus man sieht, dass er Albrecht Dürer's Kupferstiche
studirt hatte. Pierangiolo Basilj, von Damiani und
Roncalli erzogen, hat auch etwas von ihrem zarten Vortrag.
Seine Wandbililer im Ubalduskloster werden geschätzt, und in
S. Marziale ist eine Predigt unseres Herrn von ihm, mit einem
zurückwcichenden Säulengangc und einer Menge Zuhörer; auch
kleine Figuren wie in Dürer's Compcsitionen! Die Bilder
scheinen Preisbewerbungen; Brunori ist kräftiger, Basilj
artiger und gewählter.
In der letzten Ausgabe dieses WVerkes erwähnte ich auch
Castel Durante, jetzt Urbania, im Staate Urbino; wo ich Lu-
zio Dolce unter den alten Malern nannte, von welchem ich
nichts, als das schwache Bild in einer Dorfkirche zu Cagli vom
Jahre 1536 gesehen hatte. Mittlerweile ist von Colucci
(T, XXVII) eine Chronik von Castel Durante herausgekom-
men, worin von Luzio und andern dahin gehörigen Malern
völlige Auskunft zu linden ist. Bernardino, sein Gross-
Vater, und Ottaviano, sein Vater, waren gute Stuckarbeitcr
gewesen, hatten auch die Malerei getrieben, und er, der noch
1589 lebte, wird wegen Gemälde und anderer Kirchenbilder in
und ausser seinem Geburtsorte gelobt. Was noch mehr sagen
will, der Herzog soll ihn in der Imperiale gebraucht haben.
Auch seines Bruders wird ehrenvoll gedacht; ganz besonders
aber des Giustino Episcopio, sonst de' Salvolini ge-
nannt, der mit Luzio zugleich in der Abtei das Gemälde des
heil. Geistes und andere Bilder umher malte. Auch allein
führte er in Castel
aus, selbst in Rom,
Durante und
wo er lauge
anderwiirts mehrere Bilder
studirte und lebte. Wahr-