Dritter
Zeitraum.
Verfall
der
Malerei.
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Damals malte er die Auferstehung Lazari, die aus S. M. Mag-
giore in den Quirinalischen Palast gebracht, öffentlich ausge-
stellt ihm schnell Buonarrotfs Achtung und Gönnerschnfg
erwarb. In Ronfs Kirchen und Palästen sind Gemälde von
ihm, oft mit Landschaften in Tizianschem Geschmack. Die
Karthiiuserkirchc hat ein sehr schönes Bild, einen Haufen von
Anachnreten, welche aufmerksam einem Heiligen zuhören. Schön
und gut ausgeschmückt ist die Beschneidung in Gesu; kunst-
reich die Himmelfahrt in Ara Coeli; anmuthig in Figuren und
Landschaft die Wundmale des heil. Franciseus in der Kirche
alla Concezione. Nicht verläugnel: hat er sich in den Bildern
im Dom zu Orvieto, die Vasari sehr lobt. In der Basilica
zu Loreto sind in der Capelle der; Heimsuchung drei Gemälde,
und der Schafteich (Joh. 5, 2.) ist lieblich und wunderlich.
Im Dom zu Foligno zeigt man ein YVandgemälde von ihm, die
Wunder des heil. Felicianus, welches lange mit Kalk bedeckt
vor einigen Jahren in schönem und frischem Colnrit wieder
zum Vorschein. kam. l
Muziano's Figuren sind genau gezeichnet, und nicht
selten auf Michelangelcfs Weise anatomisch. Kriegerische
und ausländische TrachteIPgelingen ihm, besonders aber Ana-
choreten und ähnliche ernstaussehende, vom Fasten abgema-
gerte Männer; überhaupt neigt sich seine Zeichnung mehr zum
'l'rocknen, als zum Fetten. Den Stich der Trojanischen Säule
hat man ihm zu verdanken: Giulio Romano hatte sie zu
zeichnen angefangen; er setzte dies ungeheure Unternehmen
fort und beendete es, so dass es gestochen und mit Anmerkun-
gen ausgestattet werden konnte.
Sein bester Schüler war Cesare Nebhia aus Orvieto,
weicher den Arbeiten unter Sixtus Vorstand, und seine Gedan-
ken zeichnete und von Untergebenen ausführen liess. Sein
Mitv0rstehcl' war Giu. Gnerra aus Modena, der ihm die
Stoffe zn Bildern gab und die Arbeiten an junge Leute ver-
theilte. Beide hatten die Leichtigkeit, die zu so vielen Arbei-
ten nüthig war, wie sie in Sixtus fünf Regiernngsjahren in
seiner Capelle zu S M. Maggiore, in der Vaticanischen Biblio-
thek, in dem Qnirinalischen, Vaticanischen und Lateranischen
Palast, in der Scala Santa und anlmehrcrn andern Orten ans-
geführt uurden. Uebrigens ist zwischen Muziano und seinem
I. Bl. D d