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Drittes
Buch.
llönnische
Schule.
übrigen gleichzeitigen Malern. Dies verdankte er grösstenthcils
seinen persönlichen Eigenschaften, einem vornehmen Ansehen
und Betragen, literarischer Bildung, einnehmender Gewandtheit,
und einer Freigebigkeit, welche ihm seine beträchtliche Ein-
nahme kostete.
Er scheint mit Vasari gewctteifert und ihn als Schrift;
steller übertreffen gewollt zu haben. Wie dem auch sei, c,-
war übel gesinnt gegen ihn, wie man aus den Nachträgen zu
VasarP Lebensbeschreibungen ersieht, welche der Heraus-
gebe: der Römischen Ausgabe einigemal anführt, und des Nei-
des und lilisivollcns zeiht, besonders im Leben des Taddeo
Zuccaro. Um zu zeigen, dass er weit mehr als Vasari
leiste, scheint er jenen tiefdunkeln Styl gewählt zu haben, statt;
Giorgiws schlichten und ebenmüssigcn. Das ganze in Turin
gedruckte Werk dreht ich um innere und äussere Zeichnung,
.und enthält nicht sowol Vorschriften, als Grübeleien aus der
peripatetischen Schule, welche damals zwar viel Aufsehen, über
nicht gelehrter machten: Seine Sprache ist voll von „intel_
lectiven und formativcn Begriffen, substanzicllcn Substanzen,
formellen Formen" und sogar die Ueberschriften leiden an tlig-
scr Fettsucht, wie die des 12. Capitels: „(lass die Philosophie
und das Philosophiren eine metaphorische gleichnisartige Zeich;
nung sei." Dergleichen mag wol Einfaltige, vcrbliiffen, aber
nicht Gelehrte befriedigen Sie erkennen den Philosophen
nicht, an scholastisehen Wörtern, die ausserhalb der Schulen
von den besten Griechen und Lateincrn als Scllulfücllsereien
vermieden wurden, sondern an einem rcgelmässigen Gange im
Erklären, an Umsicht im Unterscheiden, an Scharfblick in Be-
ziehung der Wirkungen auf ihre wahren Ursachen, an Zweck-
mässigkeit der Darstellung. Diese Eigenschaften lindet man
nicht leicht in Federigms Werke. Unter philosophische
II) Dieselbe philosophische und ungeheuere Sprache hat man auch
in den letzten Zeiten zum Nachtlieil der Sprache und des guten (Je-
schmucke in manchen Tlieilen Italiens häufig gebraucht. In der A119
rh" vedere liest man z. B. von länglichen Falten, der aus.
trompeteten Auferstehung des Schönen u. s. w_ Auch
hat. man Manches in der Malerei mit manchem in der Musik erläu-
lurn wollen; was einem tüchtigen Cupßllmeister zu einem beiusend
witzigen Briefe (äelegenheil gab, der zum Theil in RatlPn Verteidi-
gung S. 15 f. angezogen ist, L.