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Drittes
Buch.
Römische
Schule.
in RaffaePs Sinne malen. Söhne eines mittelmiissigcn Ma-
lcrs von S. Angiolo im Vado, genannt Ottaviano, kamen
sie einer nach dem andern nach Rom; hier und im Kirchen-
staate umher malten sie unendlich viel, bald Gutes, bald Mit-
telmässiges, bald auch Schlechtes, wenn sie ihre Schule arbei-
ten liessen. Ein Trödler, der alle Arten hatte, pflegte die Küdlx
fer zu fragen, ob sie Holländische, Französische, oder Portu-
gieische Zucker haben wollten, wie ein Würzkrämer gefragt
haben würde; womit er nur zu verstehen gebeuwollte, dass er
sie zu allen Preisen hätte. Taddeo, der ältere, hielt sich
erst zu Pompeo aus Fano, dann zu Giacomone aus Faenza.
Von ihm' und den guten Italienern, die er unermüdlich copirte,
lernte er, soviel nötliig war, sich hervorzuthun. Er bildete sich
einen, zwar nicht gewählten, noch hinlänglich verstandenen,
aber doch leichten und so zu sagen volksmässigen, dem der
nicht gerade Erhabenes verlangt, gefiilligen Styl. Er gleicht
manchen Rednern, die ohne ldeenflug doch die Menge in
Staunen setzen, weil sie versteht, was sie sagen, und in Allem,
was sie sagen, Wahrheit und Natur findet, oder zu linden
meint. Seine Malereien können eine Zusammenstellung aus
Bildnissen genannt werden; schön sind die Köpfe, das Nackte
weder häulig, noch gesucht, wie man in Florenz pflegte, aber
nicht vernachlässigt; die Kleider, die Halsbinden, der Schnitt
der Bärte im Geschmack seiner Zeit; die Anordnung ist ein-
fach und darin, dass die Vorderfiguren nur zur Hälfte aus der
Leinwand hervortreten, als stünden sie auf einem tiefem Grunde,
oft nach einigen alten Mustern, Oft wiederholt er dieselben
Gesichter und sein eigenes; in den Händen, Fiissen, Faltungen
ist er eben auch nicht gewandt und wechselnd, und fehlt da-
her nicht selten gegen die Symmetrie.
ln Rom sind grossränmige Wandgemälde von Taddeo;
zu den besten werden einige evangelische Geschiehtshilder in
der Consolazione gerechnet. In Oel malte er wenig. Ur-
bino hat in der Heiligengeistkirche ein Pfingsten von ihm,
und_noch ein "Bild, das nicht zu seinen bessern gehört. Mehr
ergetzt er in einigen kleinen Zimmerbildern, in denen er sich als
vollendeten Maler kund giebt. Eins der besten, das chmals der
Herzog von Urbinoubesass, istojetzt in Osimo in der Familie
Leopardi; es ist eine Geburt unseres Herrn, in seinem besten