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Drittes
Buch.
Römische
Schule.
Pcllegrino da Modena, aus dem Hause Munari, kam
unter RaffaePs Schülern ihm am nächsten in den Gesich-
tern und anmuthiger Stellung und Bewegung der Gestalten,
Nachdem er die erwähnte Geschichte Jakobs, und vier aus Sa-
lomon's Leben in dem Raffaelschen Siiulengange wunderbar
ausgeführt, lebte er zu Rom und arbeitete in mehreren Kir-
chcn, bis der Meister starb. Nachher kehrte er in seine Va-
terstadt, wo er Vater einer zahlreichen Nachkommenschaft von
Raffaelisten ward, wie wir zu seiner Zeit erzählen werden_
Bartolommco Ramenghi, sonst Bagnacavallo,
und von Vasari il Bologna genannt, gehört auch zu de-
nen„ die in der Siiulenhalle arbeiteten; doch weiset man in
Rom darum keine bestimmte Arbeit von ihm nach; eben so
wenig von Biagio Pupini aus Bologna, wo Beide nachhel-
vereint malten. Vasnri hat Erstem nicht mit Lob überhäuft,
den Zweiten aber geradezu getadelt. Von ihren Verdienste"
wird bei den Bolognern die Rede seyn, zu welchen Bagnih
cavallo zuerst einen neuen und bessern Styl brachte.
Aus-ser diesen nennt rVasari Vincenzio di S. Gi_
mignano in Toscana, dem. er, als RaffaeVs bestem Naclrh
ahmer, grosses Lob ertheilt, und führt einige Giebelfelder auf
Kalk von ihm an, die ßlhf jetzt nicht mehr vorhanden gimL
Nach der Plünderung Rom's kehrte er in sein Vaterland, aber
so niedergeschlagen und vrrschiichtert, dass er ein ganz ande_
rer Mensch schien; daher Vasari nichts weiter von dem, was
er spiitcrhin genxalt, erwähnt. ln ähnlichen Verfall gerieth da-
mals ein Gefährte des Vincenzio, Namens Schizzone,
der vicl Schönes versprach. Auch Carvedone werden wir bei
der Bologner Schule durch Schwermuth alle Kraft verlieren
si-hn. UHU-r den Gemälden in dem Siiulengangexlinile ich kein;
von Vincenzio angeführt; vielleicht aber gehört ihm der
Moses auf Horch, den Taja bloss muthmasslich RaffaePg
del Colle entschlossenem Pinsel zuschreibt, der allerdings
in der Farnesina unter Raffael, und in Constantirfs Säule
unter Giulio arbeitete. Von diesem Künstler und seinen
Schülern haben wir hinlänglich im ersten Buche gehandelt, wu
wir auch noch mehr von Giorgio sagten.
Timoteo della Vite aus Urbino kehrte, nachdem er
einige Jahre in Bologna der Malerei unter F ranceseo