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Drittes
Buch.
Römische
Schule.
nicht beseelt genug waren. N:xcl1tl1eiligei' noch ist Andern das
Copiren moderner Heiligenstundbilder gewesen; eine Ucbnng,
welche der Malerei andüchtige Gebärden, Faltenpartien an
Mönch- und Priesterkleidern und anderes Bräuchliche erleichi-
tert, das sich nn alten Marmorbildern nicht iindetl Da jedoch
in diesen letzten Jahrhunderten die Bildnerei mehr in Verfall
gerathen, so hat sie den Malern nicht sonderlich nützen kön-
nen; ja sie hat wol Viele zum Manierirten verleitet, wenn sie
ihre Gewänder, wie Bernino und A1 gardi, in Falten schla-
gen wollten. Mögen diese Männer immerhin gross seyn, in
Rom hätten sie auf Malerei keinen Einfluss haben sollen. Ge-
wölmlich ist die Erfindung in dieser Schule richtig, die Zusam-
menstellung und Anordnung verstündig, das Costume gut beob-
achtet, die Verzierung leidlich; ich rede von den Oelmalern;
denn die Wandmaler müssen besonders betrachtet werden.
Die Färbung ist im Durchschnitt nicht die lebhaftcste und
nicht die schwächste, indem doch immer die Lombarden oder
Niederländer eintraten und verhinderten, dass sie nicht durch-
aus vernachlässigt ward.
Kehren wir nun dahin zurück, wovon wir ausgingen und
zeigen die Grundsätze dieser Schule bis zum neuen Zeitraume
auf! Raffael beschäftigte immer sehr Viele, die er unter-
stützte und unterwies. Daher ging er nie nach Hofe, 01m3
dass ihn nicht fünfzig, lauter tüchtige Maler begleitet hätten,
wie Vasari berichtet. Jeden brauchte er, wozu er gut war;
einige kehrten, wenn sie genug gelernt hatten, in ihr Vater-
land zurück, aridere blieben immer bei ihm, hielten sich auch
nach seinem Tode in Rom auf und waren die ersten Keime
dieser Schule. Das Haupt Allcr war Giulio Romano, den
R. nebst Gio. Francesco Penni zu Erben eingesetzt hatte,
welche also die vom Meister übernommenen Werke vollende-
ten. An sie schloss sich Perin del Vaga durch eine Ver-
bindung mit einer Schwester Penni's nur um so fester; und
an diese wieder einige andere, die R. gedient hatten. Anfangs
machten sie nicht viel Glück; denn da, nach Vasari, durch
Michelangelfs Begünstigung dem F. Sebastiano der
erste Rang in der Malerei allgemein zuerkannt wurde, so stan-
den Rfs Schüler nach. Dazu kam der Tod Leo's X. im Jahr
1521, und die Erwählung Adriane VL, der gar keinen Kunst-