388
Drittes
Buch.
Rönaische
Schule.
nehaft, Elemente, Tliiere, Gebäude, Werkhiiuser, jedes Nicnsvhon-
alter, jeden Stand, jede Leidenschaft, alles umfasste er mit sei_
nein göttlichen Geiste, alles gab er schöner wieder. Hätte er
nur länger gelebt, wenn auch nicht so lange, wie Tizian ,
oder Michelangelo, wer möchte sagen, wie weit er die
Kunst noch geführt hätte? WVer IHÖClllIC auch sagen, welclV
ein Baukiinstler und Bildner er geworden wäre, wenn er sich
auf diese Künste gelegt hätte, da es ihm in den wenigen Pro-
ben, die er davon gegeben, so schön gelungen?
In Genrüldesanlnllunge-n findet man eine ziemliche Anzahl
heiliger Bilder, besonders Madonnen mit dem Christkinde und
auch mit andern aus dieser anbetungswiirdigen Familie. Sie
sindlin den drei beschriebenen Stylen; der Grossherzog von
Toseana hat von jedem eine Probe, und am meisten bewundert
wird die Madonna della Seggiola "j. Ueber diese streitet
man nicht selten, ob es Ur- oder Abbilder seien, weil sie drei-,
fiinf-, zehnmal wiederholt "vorkommen. Dasselbe gilt von an_
dern Cabinetstücken, namentlich vom heil. Johannes in der
jWüste in der Galleriß zu Florenz, welches in und ausser lm_
lien in niehrern Bildersanrmlungexr vorkommt. S0 musste es
aber auch in einer Schule erfolgen, wo dies das gewöhnlichem
Verfahren war: 3- zeichnete, Giulio sklzzirte, der Meister
vollendete mit einer Ausführung, dass man zuweilen, so zu
sagen, die Haare zählen kann. Waren die Bilder so vollen-
det, so machten die Schüler, deren immer viele von zlveitenl
ein Sollen durch Vernunft gefordert werden, Freilich ist die Kunst
ein Seyn der Erscheinung durch rein Wollen und insofern auch frei.
aberhuch wegen des Scheins von Realität an Bedingungen des Ver-
llandes und der Sinn-iiiclnkeit gebunden.
70) Gestochen von M orghen. Drei Figuren, die zu leben schei-
nen, U. L. F., das Jesuskind, der kleine Johannes. R. scheint zu
diesem Bilde mehrere Studien gemacht zu haben, wovon eine ohne
Jnhaiineu einige Zeit in Udine war. Bei den Herren Caliunini di
Recunati sah ich ein Abbild, angeblich von Baroccio; aus m;
ner Schule kann es wenigstens seyn. Ein ähnliches Stück sah ich
auch im Hause Olivieri zu Pesaro und in Cortuna. in einer andern
Familie, an welche es durch eine Erbschaft aus Urhino gekommen
seyn soll; man hiell. es für R, Die Ziige der Figuren sind min.
der Schön, die Tinten minder warm. Es sind runde Bilder, in
grösserm Rund, und mit einiger Abwechselung; eine biliederholuxig
davon sah ich in der Sacriulei den heil, Ludwigä der Franzosen in
Rom, und im Palast (äiustiniani. L.