Zweiter
Zeitraum.
Ralfael
und
seine
S011 uIe.
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Beweis ist der Jonas 4') in der Madonna del Popolo in der Ca-
pelle Chigi, der. unter seiner Leitung, von L orenzetto ge.
fertigt, keine der schönen Griechischen Statuen beneiden darf,
wie Bottari sagt. Besonders merkwürdig waren die Teppiche
für die päpstliche Cnpellc, wo die Hnuptereignisse aus den
Evangelien und der Apostclgeschichte davqcstellt waren. Raf-
'fael machte und malte die Cnrtons d; die in den Nieder-
landen ausgeführt, später nach England kamen, wo sie noch
jetzt sind 43). Auch in diesen Teppichen hat die Kunst ihr
Höchstes erreicht, und gleich Schönes hat die Welt seitdem
nie wieder gesehen. Sie wcrilcn jährlich einmal zum Fron-
leichnamsfeste in der grossen Siiulenhalle der Peterskirche aus-
gestellt 44), und wunderbar ist zu sehen, wie auch das Volk
diese Bilder immer mit neuer Gier und neuem Entzücken be-
trachtet. Dies Alles aber wäre zu jener Zeit ausserhalb Rom
ganz unbrauchbar und nutzlos gewesenthiitte Rnffaei nicht
mittels liupferstichs die Idee den Auswärtigen mitgetheilt.
YVir haben schon im ersten Buche von Marcantonio Rai-
m ondiß) gesprochen und gezeigt, wie dieser grosse Kupfer-
stecher von Snnzio freundlich aufgenommen und. nachher
unterstützt wurde, so dass er die Zeichnungen und YVerke die-
ses llieisters der Welt mittheilen kunnte. So verbreitete sich
der Geschmack schnell durch ganz Europa, und an vüwlen Or-
ten verfolgte man RaffaePs schöne Bahn; dies wurde in
kurzem der herrschende Geschmack, und hätte mein diese Grund-
42) Stich v. Dorigny. Q.
43) Diese Carlons, welche die Cnrtnnn von Hßmplunaaurl"
genannt werden, weil sie dort gegenwärtig aufgestellt sind, wurden
in einer grnssarligen Manier trefflich von Nicoles Dorxgny ge-
ltochell. Ganz neuerlich hat der ausserordenlliclne Meister in Grab.
slicbelarbuit Hollnway (i Blätter danach gestochen, ist aber 1m-
der Vollendung des Tlen Blattes geslorben. Diese sieh-an Car-
tuus nach Aposlelgesch. V, l-ll. Xlll, 6-10. lll, l-9. XIV,
XVH, lä-Bll. lluc. V, 1--ll. Juli, XIX, l5_l9 waren
in tempera 011er Leinfarhen als Vorbilder für die von Leo X. zu
Arral in Flandern bestellten Teppiche gemalt. Ihre Geschichte s. im
Kunszbl. 1520. N. x12, wo auch nuch Vvon 4 Rlltlefll CßYlung von u,
in England die Rede ist. 11'.
44) Jetzt nicht mehr. Sir; bilden nun eine in mehren-n Sälen
Vnlicam aufgeulvllte Sanunlung. Q.
45) Ygl. Eartsch pnirunr gmveur. 1'711. XIV. Q.
den