Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

Zsvef 1er 
Zeitraumj 
Raifael 
und 
seine 
Schule. 
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lesen konnte. im Laufe dieses Jahres malte Raffael im zwei. 
ten Zimmer den Heliotlor, mit dem Hohenpriester- Onins im 
Tempel; eines der berühmtesten Bilder dnsclbstl Der dem He- 
liodor dort in einem Gesicht erschienene Krieger scheint zu 
blitzen, das Pferd, worauf er sitzt, zu wiehern, und in den 
vielen Gruppen der 'l'cmpelriiuber, wie derer, welche Heliodors 
uuvermuthete Bestürzung sehen, ohne die Ursach zu erratlien, 
sind so viel Gemüthsbewegungen ausgedrückt, wie Bestürzung, 
Staunen, Freude, Muthlosigkeit und was nicht Alles? Mit die- 
sem und den übrigen Bildern jener Zimmer gewann die Malew 
rei, sagt Mengs, durch Raffael, was sie nach Michelan- 
gelo gewinnen konnte. Auch Julius ll. Bild brachte er darin 
an, dessen Eifer in Onias versinnbildet war; er stellte ihn auf 
einem von Marschiillen getragenenTragsessel vor, als käme er 
diese Arbeit zu sehen. Auch das Wunder von Bolsena 35) wurde 
zu Juliusßs Lebzeiten gemalt. 
Alles Uebrige in diesen Zimmern wurde zu Leo's X. Zeit 
gemalt, auf dessen Gefangennehmung und Befreiung in Ra- 
venna der heilige mittels eines Engels aus dem Gefängnis 
entführte Petrus anspielt. Hier zeigte der Maler seine ausser- 
ordentliche Kenntnis des Lichtes; die ausserhalh des Gefüng- 
nisses stehenden Soldaten sind vom Mondschein erhellt; dann 
ist eine Kerze, welche wieder ein anderes Licht giebt, und der 
Engel leuchtet wie im Sonncnglanze. Ferner stellte erihier 
ein neues Beispiel auf, wie man die Hindernisse der Erfindung 
sogar für die Erfindung selbst nützen kann; denn da der 
Raum durch ein Fenster unterbrochen wird, so ersann er dies- 
und jenseits Treppen, auf welchen man in das Gefängniifkam, 
und vertheilte die vom Schlafehefangenen Wachen auf die 
Stufen; so dass also nicht der Maler dem Orte, sondern der 
Ort dem Maler zu dienen scheint 36,. Der heil. Leo der Grosse, 
welcher den Attila überredet 37), nicht weiter mit dem Heere zu 
35) Tretilich gest, von R. Morghen. Ein deutscher Pries!el' 
wallfahrtete nach Rom , um die Verwandlung der Hoslie in Fleisch 
und Blut, woran er zweifelte, zu sehen. Er sah sie bluten, als er 
in Bolsena Messe las. Daher die Stiftung des Wemleiclunauns: 
festes. Q.  
35) Süd: v Vnlpato. l). 
37) Slirrh v. Volputo. Q  
l.  Ä E!
	        
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