Zweiter
Zeitraum.
Raffael
und
Schule.
seine
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digste Stelle ein. Sokrates ist da, der Alcibiades unterweiset;
Pythagoras, dem ein Jüngling ein Tüfelchen mit den harmoni-
schen Consonanzen vorhiilt; Zoroaster, König der Baktrier,
mit dem Elementarglobus in der Hand. An der Seite sieht
man halbnackt mit einer Schale in der Hand hingestreckt
Diogenes "weit offner, als die Scham es wol gestattet?"
Archimedes "mit gesenktem Haupte," welcher Kreise auf einer
Tafel zieht und den Jünglingen Messkunst lehrt; dann noch
mehrere Andere, welche nachsinnen oder fragen, die man bei
genauerer Beobachtung wol besser als V a s ari crrathen
könnte 24). Dies Bild hat man die Schule von Athen
genannt, wie mir scheint, eben so passend, als das erste die
Messe, oder das Sacrament. Das dritte, die Rechtsge-
lehrsnmkeit, ist in zwei getheilt. Auf der linken Fensterseite
steht Justiniunus mit dem Gesetzbuch des bürgerlichen Lebens;
Tribonianus empfängt es aus seinen Händen mit einer Unter-
werfung und einem Gehorsam, die leicht keinem andern Pinsel
so gelingen möchten. Auf der rechten Seite ist Gregor lX.,
welcher die Sammlung der Deerctalien einem Anwalt des geist-
lichen Gerichts übergiebt, und die Züge Julius ll. hat, der hier
wie im Bilde geehrt wird. Das letzte Bild der Poesie ist
ein Parnass, wo mit Apollo und den gelehrten Schwestern die
Griechischen, Lateinischen und Italienischen Dichter o viel
möglich abgebildet sind. Homer zwischen Virgil und Dante
ist wol der Stüllnenswürdigste Kopf; es ist ein von höherem
Geiste Ergriffvner, der zu sprechen und wahrznsagcn scheintß).
Die Monochromen dienen theils dem Auge als Verzierung des
Orts, theils der Einheit wegen des Gegenbildliehen. Unter
der Theologie z. B. ist der heil. Augustinus am Meerufer,
Welcher von einem Engel hört, das dem Menschengeiste unbe-
24) Bei Volpatcws Stichen sind Erlclärungshlitter, auf welchen
sich die Namen der Personen linden, welche in dienen beiden grnssen
Bildern dargestellt sind. Die Bekanntschaft mit älterer um] neuerer
Philosophie, welche diese Compositinnen vurausselzen, läggg einen
tiefwissensclmftlichen Ralhgeher vermulhen, S. hauptsächlich Giam-
pietro Bellari. Descriziane rlelle imagini dipiule da Rafaelh;
nelle camere de! Vaticarw. Roma 1695 in ßbglio. Q.
25) Treu und genügend gestochen von Volpato; mit unwichti-
gen Abänderungen, wahrscheinlich nach einer Raffßeligchen Zeich-
nung, trefflich von M. Antonio. Seltenlteu Blatt! Q.