356
Drittes
Buch.
Rönxische
Schule.
Eugenius lV., dann an Calixtus der "In zum Cüfdinal
machte. Dann sollte seine Erhebung zum Papste vorgestellt
werden und die nxerkwürdigsten Vorfälle dabei; die Heilig-
sprechung der Katharina; der Gang in die Kirchenversamm-
lung zu Mantua, wo ihn der Herzog mit königlicher Pracht
empiillg; sein Tod und seines Leichnams Fortschaffung von
Ancona nach Rom. Hatte man je Einem Künstler eine olehe
Aufgabe gestellt? Die Malerei getraute sich noch nicht viel.
Grosse Figuren wurden meist einzeln hingestellt, wie Pietro
in Perugia that, ohne sie in geschichtlichen Zusammenhang zu
setzen. Dabei beobachtete man die Verhältnisse weniger, a];
die Wahrheit der Thatsache; auch ging man nicht über evan-
gelische Geschichten hinaus, wo die häulige Wiederholung schon
den Weg zum Nachmulen geebnet hatte. Begebenheiten in
einem so ganz neuen Sinne hatte Raffael nicht gesehen;
ihm, der in der Hauptstadt nicht verkehrt hatte, musste es
schwer seyn, elf dieser Art zu erfinden, die Ueppigkeit so vie-
ler Höfe, und so zu sagen Europais Grösse darzustellen, und
die Compositionen doch nach Kunstgebrauch zu vermannich-
faltigen. Dennoch entwarf er, von seinem Freunde nach Siena
geführt, die Skizzen und Cartons zu allen, sagt Vasari im
Leben des Pinturicchio; allen, heisst es auch noch in
Siena. In RaffaePs Leben erzählt er, er habe einige
Zeichnungen und Cartons zu dieser Arbeit gemacht, und die
Ursache, dass er sie nicht fortgesetzt habe, sei gewesen, weil er
nach Florenz geeilt, um Vinci's und Buonarrotfs Car-
tons zu sehen. Die erste Angabe ist mir wahrscheinlicher, alg
die zweite. im April 1503 ward in der Bibliothek gearbeitet,
wie man aus dem Letztwillen des Card. Francesco Piccnlomini
weis 7). Als aller Mühe ungeachtet die Bibliothek noch nicht
fertig war, wurde Piccolomini am 2lstcn September zum Pap-
ste erwählt, und als seine Krönung am Sten October erfolgte,
malte ie Pinturicehio ausserhalb der Bibliothek, von der
Seite gegenüber im Dom. (Vas.) Bottari bemerkt, das;
'man an jener Giebelseite nicht bloss die Zeichnung, sondern
an mehrern Köpfen auch die Farbe Raffaelis sehe. Er
7) S, die Vorrede zu Vasax-Ps Leben Raffael":
IAusg. S. 228, wo der Letzlwille angeführt wird.
in der Siener
L.