9 r
032
Drittes
Buch.
Römische
Schule.
Gio. Sanzio, ein mittelmässiger Malen, von welchem Ruf-
fael wenig lernen konnte; wiewol es immer gut ist, auf ei.
nem einfachen, noch nicht durch Manier verderbten Wege diQ
erste Anleitung zu bekommen. Mehr nützten ihm schon die
Werke des F. Carn eval e, welcher in der damaligen Zeit viel
Verdienst hatte. Nach Perugia zu Pietro gesendet, bekam
er in kurzem seines Meisters Styl in seine Gewalt, wie Va-
sari bemerktg" nur dass man ihn auch hier schon entschlos-
sen sieht, ihn zu übertreffen. In Cittä di Castello hörte ich,
er habe im siebzehnten Jahre den heil. Niccola da Tolentino
bei den Eremitanern gemalt. Der Styl war Peruginisch; abef
die Composition nicht die damals gewöhnliche: ein Thron U_
L. F. mit Heiligen umher. Er stellte hier den Seligen dar,
welchem Madonna und der heil. Augustin zum Theil in eine
YVolke gehüllt die Schläfe mit einer Krone umwinden; zwei
Engel ihm zur Rechten, zwei zur Linken, schön und in
Raphaelis Snnctii Urbinntis. Dort wird Julius Sanctius als er.
ster Stamm genannt, der fanziliae, guae azlltüc Urbini illuslris erlag,
ab agris (lizvirlendis cognamen imposuit, und ein Vorfahr des An_
tonio war. Von diesem stammt mittels eines Sebastian o, und
nachher eines Gio. Batista, Gio., ex guo ortus est Raphael,
gui pinxit a. 1519. Auch steht dort, dass Sebastiano einen
Galeazzo zum Bruder hatte, egregzütilz piclurcm und Vater dr-eim.
Maler, Antonio, Vincenzio und Giulio, der maaxiizzlzs pich".
genannt wird. So finden wir denn auf diesem Stammbamne der
Sunzier vierMaler, von weichen ich in Urbino keinAndenken lcenmh
Auch ein Theolog, und zwar ein Canonicus, und ein tapferer Haupt-
mann von Fussvulk wird in der Familie genannt. Der Ungenannte
bei Cumolli bestättigt RaffaePs ehrenvolle Abkunit. Aber man
weiss aus Tiraboschi, dass in jenem Jahrhundert viel Stammbiiumg
errlichtet, und ohne Prüfung angenommen wurden, Antonio ßs
Bildnis ist sehr schön; doch sagte ein hlßler, weit schöner würde
es eyn, hätte Raffael es ein Jahr vor seinem Tode gemalt, wie
die Schrift auch besagt. Scheint dies nun auch andern Kennern _
denn nur diese dürfen entscheiden so steht wohl zu bedenken,
ob, wer des Künstler: Hand nachmachen konnte, nicht auch Andere;
nachgemacht; oder wenigstens darf man schliessen, die Ableitung
von Sanzio sei inSanctis, dem Namen des Grosvatcrs Raffael
eher zu suchen, als in sancire, Ländereien theilen. Im B. XXXI
der Arzt. Piccne steht ein Letztwille von Ser Simone di A ntquio
von 1477, wo ein Zllzrg-fszer lifzzplisia gu. Peri Sanctis rle Peris, der
ein treihicher Maler von Ruf genannt wird, seinen Sohn Thomas
zum Birben einsetzt, welchem ein Sohn des Antonio seinen Bruder
Namens Fruncesco substituirt, Auch hier scheint Iyztistzz d;
Pilfr Slmlß de" Pinri als Zuname der Familie zu verstehen, die
also von der Sanzischen verschieden wäre. lieber Alles dies wird
holfentlich l, nzzari Aufschluss geben. L.