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Drittäs
Buch.
Römische
Schule.
Wiewol ich nicht mit Gewissheit behaupten kann, dass dieser
Ercole hiess, so vermuthe ich doch, dass er es ist. Er
stellte die Empfängnis der Madonna dar, wozu er die ldee von
Vasari entlehntewder Adam und andere aus dem alten Testa-
mente als Knechte der Sünde an den Baum der Erkenntnis
des Guten und Bösen gebunden hatte, unter welchen jener
Strafe frei die Jungfrau triumphirt. Ramazzini hat den-
selben Gedanken gefasst; nur hat er ein grösseres, besser co-
lorirtes und in den Gesichtern ausdrucksvollcres Bild geliefert.
Uebrigens ieht man darin keine Spur von Pietro's Styl,
und der Maler lebte etwas zu spät, als dass man ihn für ei.
nen Lehrling Peruginvs halten könnte; wahrscheinlicher
hat ihn einer seiner letzten Schüler unterrichtet, von welchen,
wenn ich nicht irre, eher als von Barocci jenes mehr hei-
tcre, als wahre Colorit ausging.
Bei diesem Anlass will ich bemerken, dass, da Pietro
der bekannteste Name gegen Anfang des löten Jahrhunderts
war, auch Andere im Kirchenstaate, welche um seine Zeit ma-
len lernten,__ohne geschichtlichen Grund zu seiner Schule gc-
rechnet werden, besonders diejenigen, welche zum Theil den a1-
ten Geschmack beibehielten. rDahin würde mithin gehören ein
Palmerini von Urbino, gleich alt mit Raffael, vielleicht
in den ersten Jahren sein Mitschüler, von welchem zu S. An-
tonio ein sehr schönes und sehr nach dem neuern Geschmack
sich hinneigendes Bild mit mehrern Heiligen ist. In demsel-
ben Geschmack fand ich in Rom eine Samariterin am Brun-
nen in der Gallerie Borghese von einem Pietro Giulia-
nello, oder vielleicht aus Giulianello, einem kleinen Flecken
unfern von Rom, einem Künstler, der sich, wicwol von den,
Schriftstellern unerwähnt, neben die guten Maler des funfzehn-
ten Jahrhunderts stellen kann. Auch giebt es ein Gemälde
von Pietro P aolo Agabiti, welches im XX. B. der Annpic,
Masaccio zugeschrieben wird, wo er 1531 und noch nachher
malte. Von ihm aber sah ich zu Sassoferrato in der Kirche
de heil. Augustin ein Bild mit Sockel von kleinen Geschich-
ten und einer Aufschrift, worin er Sassoferrato als seinen Ge-
bllrlißürf, und als Jahr der Fertigung 1514 angiebt; in diesem
Jahre gehörte er gewiss nicht zu den Neuem, sondern den
verständigen Alten. Lorenzo Pittori da Maccrata malte