Erster
Zeitraum.
Die
Alten.
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scheinlich ward also Lattanzio von seinem Vater unterrich-
tet, nicht von Bellini, der 151d starb; noch von Pietro,
unter dessen Schülern ihn der so genaue Mariotti nicht giuf.
führt. Da Vannujcci bereit gestorben war, so scheint er
freilich wol Erbe seines Rufs geworden zu seyn, und die wich-
tigern Aufträge in Perugia übernommen zu haben, z. B. das
grosse Werk, mehrere Zimmer in der Festung zu malen, worin
ihm Raffaellino del Colle, Gherardi, Doni und Pa-
perello beistanden. Dort fing er auch das Bild der S. Ma- s
ria del Popolo an, und malte den untern Theil, wo eineMenge
Volks in flehender Gebiirde ist; Gesichter, die sich in der
That empfehlen, eine gute Anordnung, schöne Landschaft,
Kraft und Vertheilung der Farben, und im Ganzen ein Ge-
schmack, der nicht Peruginiseh scheint! Der obere Theil
des Bildes von Gherardi ist minder kräftig. Lattanzio
starb als Stadtvogt des Orts, und scheint diese damals ehren-
vollere Stelle, als jetzt, um das besagte Jahr 1553 angetreten,
damals aber den Pinsel niedergelegt zu haben. Gewiss ist,
dass in einer bei Mariotti beiindlichen Urkunde der Haupt-
mann Lattanzio di Vineenzo Pagani da Monte Ru-
biano von Sforza degli Oddi für ein Gemälde der Dreieinigkeit
mit vier Heiligen (i Goldthaler Handgeld bekommen zu haben
bekennt und verspricht, dass dasselbe künftigen August von
seinem Vater Vincenzo und Tommaso da Cortona gefer-
tigt seyn solle. Dies muss das Bild seyn, was noch jetzt in
S. Francesco in der Capelle der Oddi vorhanden ist, weil auch
die einzelnen Figuren im Vertrage vorkommen. Es wird Wie-
der darauf die Bede kommen-
1m XXL B. der Antichitä picene S. 148 wird Ereole
Ramazzani di Roceacontrada ein Schüler des Pietro
Perugino, und einige Zeit Raffaels genannt. Es wird
eine Beschneidung Christi von ihm in Castel Planio angeführt,
mit seinem Namen und der Jahrzahl 1588. Zur Empfehlung
des Malers wird gesagt, er habe schöne Färbung, seltsame Er-
iindungsgabe und eine Barocci nahe kommende Manier. Ich
habe das angeführte Bild so wenig, als die in seiner Heimat
hinterlassenen und in des A b bon danziere Jlfemorie angeführ-
ten gesehen, sondern bloss ein anderes von einem Ramazza-
ni di Roccaeo ntrada zu S. Francesco in Matelicu von 1573.