3-42
Drittes
Buch.
Römische
Schule.
behauptet werden ist, O r a z i o. Dieser gleicht dem Raf-
facl mit am meisten. In Perugia sieht man Gemälde von
ihm, welche bis auf eine minder starke und fast an Barroc-
eische Sanftheit rührende Farbe, der Schule des Sanzio zu-
gesprochen werden könnten; ja hinsichtlich einiger Werke ist
man noch jetzt ungewiss, ob sie dieser, oder Orazio ange-
hören; besonders einige Madonnen in mehrern Sammlungen.
Einige sah ich bei Frigeri in Perugia; eine ist in der Fluren-
tiner Gallerie. Der Ruf dieses Alfani hat dem Andern ge-
schadet; in Perugia selbst hat man einige schöne Gemälde
lange für Werke Orazio"s gehalten, welche später die Ge-
schichte dem Domenieo wieder zugesprochen hat. Ueber
diese und die übrigen Werke dieser trefllichen Künstler muss
man die neuern Schriftsteller lesen, besonders Mariotti, wg
er das Bild des Gekreuzigtcn zwischen der heil. Apollonia. und
dem heil. Hieronymus bei den Conventualen nennt, welches
vonbeiden Alfani, Vater und Sohn, gemalt ist. Er bemerkt
zu Empfehlung des letztem, dass er das Haupt der in Perugia
1573 gestifteten, lange in manniehfachem Wechselgesehick er-
haltenen und in diesen letzten Jahren wieder belebten Zeich-
nenakademie war.
Noch giebt es andere, in Perugia selbst minder geschätzte,
wiewol von Vasari nicht übergangene. Eusebio da S,
Giorgio malte in S. Francesco di Matelica ein Bild mit meh-
rern Heiligen, und am Sockel einige Scenen aus des heil. An-
tonius Leben; darauf seinen Namen und das Jahr 1512. Man
erkennt Pietrtfs Zeichnung wieder, aber die Tinten sind
schwach. In besserem Colorit ist in Perugia das Bild der
Magier-in S. Agostino; hier bildete er sich nach Paris. Wie
weit Giannieola da Perugia, ein guter Colorist und dass-
halb gern von Pietro zu seinen Arbeiten gezogen, diesem in
Zeichnung und Perspective nachstehe, sieht man in der Wech-
selcapelle, welche neben dem berühmten Saale Pietro's von
ihm gemalt wurde und Thaten Johannis des Täufers Ädarstellt.
In der Kirche des heil. Thomas ist der Apostel von ihm, wel-
cher die Wunde des Heilands betastet; iind die minder gewvähl-
ten Köpfe ausgenommen, hat er viel von Pietro. Giam-
batista Caporali, den Vasari, Baldinucci und Andere
falsch B enedetto nennen, hat in dieser Schule ebenfalls