Erster
Zeitraum.
Die
Alten.
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hinterlies, in welchen man, nach Vasarbs Urtheil, Pietr 0's
Colorit besser, als in anderer Schüler Werken, wiederlindet.
In einer Engclcapclle, unterhalb Assisi, sind noch die von Va-
sari beschriebenen Bildnisse der Gefährten des heil. Francis-
cu übrig, welcher eben dort sein Leben beschloss. Und kein
Zögling dieser Schule hat wol wahrhafter gemalt, Raffael
ausgenommen, dem sich keiner vergleichen darf.
Merkwürdiger ist Andrea Luigi von Assisi, Raf-
faePs Nebenbuhler, wiewol er älter als dieser, war und sei-
ner glücklichen Gaben wegen Plngegno genannt wurde.
Er half dem Pietro in der Wechslerhalle und andern wich-
tigem Werken und kann der Erste dieser Schule hcissen, der
ihren Styl grossartiger und ihre Farbe milder behandelte. Dies
zeigen einige seiner Werke, besonders die Sibyllen und Pro-
pheten auf Wand gemalt in der Basilieaxvon Assisi, wenn sie,
wie man glaubt, von seiner Hand sind. Man kann seine Bil-
der nicht ohne ein Gefühl von Trauer betrachten, wenn man
bedenkt, dass er in der Blüthe der Jahre erblindetew). Auch
Domenico di Paris Alfani arbeitete grossartig im Style
des Meisters fort, mehr noch sein Sohn, nicht Bruder, wie
iii-i
38) S. hierüber Leltere piuariche perugina p, 161 und Guirla a2
fm-esriere per lauguslzz c-ittfz rli Perugia 11. 276. Gegen die Meinung,
als habe Andrea Luigi dem Perugino bei dem Malen in dem
Wechslerhause geholfen, erheben sich bedeutende Zweifel. In den Bett.
piu. perug. p. 162 wird gesagt, dass Andrea schon früher erblin-
det sei, ehe der Saal (1500-1507) und die Capelle (1515-1518)
der Wechsler ausgemalt wurde. In dem Gu-irla al faresliere p, P0.
c. d. Perugia spricht der Verfasser also: Nach dem, was Vasari
schreibt, hat auch Andrea. Luigi, genannt Plngegno, dem
Pietro als Gehülfe gedient, in dieser Arbeit im Weclxselliaus; ich
wüsste aber nicht zu sagen, wo? Rumohr hat mit grossem Scharf-
sinn und vieler Gründlichkeit auch diesen Zweifel gelöst, S. Im_
lienisclze Forschungen 2. Tlil. 325 -33l. Der Verf. beweist, dass
Luigi, weit später, als man meint, erblindet, nur durch hiirger-
liclie Amtsgeschäfte, in welchen er angestellt wurde, schon zeitig von
der Kunst abgezogen worden sei. Rumohr taäßlt lebhaft und mit
Recht Lanzi, das er mit so grandioser Anmassuug den Luigi
hervorheht; berichtigt Lanzi darin, dass die Sibyllen und Propheten
in der Basilica, zu Assisi gar nicht von Luigl gemalt sind, und
weist Finrillo zurecht, welcher gar diese Malereien zu Assisi mit
den fältern des Perugino im Gambio zu Perugia verwechselt und
so die Verwirrung der Meinungen und Gegenstände auf den höchsten
(iiPfel führt. Die Bewunderung des Andrea Luigi beruht 31m
auf zwcilrllzalteti Annahmen. Q.