Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

Drittes 
Buch. 
Römische 
Schule. 
An Pinturicchifs Leben knüpfte Vasari das Leben 
des Urbiners Girolamo Genga , der erst Schüler (leg 
Signorelli," dann des Perugino war, auch lange, seine;- 
Bildung wegen, in Florenz verweilte. Er diente lange dem 
llerzog von Urbino und war vielleicht mehr der Baukunst, alg 
der Malerei ergeben, wicwol er auch in letzterer so tüchtig 
war, dass er von Vasari den Neuem beigezühlt wurde. Jetzt 
können wir nicht darüber urtheilen, da die Werke, welche er 
allein lieferte, grossentheils untergegangen sind; denn viel 
half ihm Signorelli in Orvieto und anderwärts, Timoteo 
della Vite in Urbino, Raffael del Celle in Pesaro, und 
Andere. lm Palast Petrucci zu Siena, der jetzt den HH. Sa_ 
vini gehört, werden ihm einige historische Stücke neben denen 
von Signorelli zugeschrieben. Sie sind in den Letter, 
senesi, und in den zu Siena. herausgekommenen Anmerkungen 
zu Vasari"s 4tem Bande geschildert. Sie werden mehr, ms 
die von Luca, gerühmt und sollen in vielen Stücken Raf_ 
fael's erstem Style sehr nahe kommen. Ich kann desshulb 
nicht begreifen, wie man sie in den angeführten Briefen für 
Werke RazzVs, PeruzzPs, oder Pacchiarotttfs hin 
ihrer etwas trocknen Manier" ansprechen konnte, da ja die Ge_ 
schichte bezeugt, Girolamo habe lange mit Pandolfo zu- 
sammengelebt, was man von jenen Dreien nicht sagen kam-L 
Vielmehr scheint Petrucci, um Luca's Werk fortzusetzen, 
seinen Schüler Genga gewählt zu haben. Nehmen wir ihm 
aber jenes Zimmer, das wir allein sein nennen können, was. 
wird er in so langer Zeit gemacht haben 1 In jenem Hause ist 
sonst nichts, das ihm beigelegt werden könnte, wenngleich 
ÜVasari sagt, er habe andere Zimmer daselbst gemalt. Ein 
sehr schönes und höchst seltenes Bild von Genga ist in Rom 
zn der heil. Katharina von Siena eine Auferstehung des 
Heilnndes. 
Von andern Schülern Pietrots hat Vasari nicht eigene 
Lebensbeschreibungen, sondern nur beiläufige Kunde in der des 
Meisters gegeben. Giuvanni, ein Spanier, genannt lo 
Spügna, war einer von den vielen Ueberbergischcn, welche 
Pietro unterwies. Die Meisten derselben verbreiteten seine 
Manier jenseits der Alpen. Giovanni aber liess sich in 
Spoleti nieder, wo er, wie in Assisi, die besten Arbeiten
	        
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