Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

Erster 
Zeitraum. 
Die 
Alten. 
51.39 
hier und in andern Toscaner Städten hält man viele heilige 
Familien für seine Werke, die eher von Gerino da Pisto- 
ja, oder einem andern seiner Tocaner Schüler sind, deren 
Verzeichnis im ersten Buche gegeben wurde. 
Der Kirchenstaat hatte ebenfalls viel Schüler von ihm, und 
dazu beriihmtere, die auch nicht so fest an seinem Style hiel- 
ten, als die fremden. Bernardino Pinturicchio, Pie- 
tro's Schüler, ja in Perngia und Rom sein Gehülfe, wird von 
Vnsari nicht geliebt, und weniger gelobt, als er verdient." 
Zwar hat er des Meisters Zeichnung nicht, und hält auf Gold- 
Putz der Kleider mehr, als seinem Jahrhundert zusagt; aber 
in Gebäuden ist er prächtig, in Gesichtern lebhaft, und im 
ganzen Vortrag seiner Compositionen höchst natürlich. Da er 
RaffaePs Vertrauter war und mit ihm in Siena malte, so 
hat er in Figuren manchmal seine Anmuth angestrebt, z. B. 
in dem heil. Lorenzn bei den Franciscanern zu Spello, wo ein 
kleiner Johannes der Täufer von Einigen für RaffaePs 
Werk selbst gehalten wird. In Grottesken und Prospecten 
war er vorzüglich; er malte zuerst Städte als Frcskenzicr, 
wie in einer Loge des Vaticans, wo er unter Landschaften auch 
Ansichten der Hauptstädte Italiens anbrachte. In mehrern 
Werken behielt er den alten Brauch bei, manche Verzierungen, 
wie Bogen, aus Stuck zu machen; ein Brauch, der in der 
blailiinder Schule bis auf Gaudenzio sich erhielt. Rom hat 
yvel-ke von ihm besonders im Vatican und in Araceli; das 
bessere ist im Dom zu Spello 36); das beste in Siena in der 
prächtigen Sacristei, von welcher ich anderwärts gesprochen 
habe. Man zählt dort zehn, die merkwürdigsten Thaten Pius 
IL, und aussen ist das elfte, die Krönung Pius lll., welcher 
diese Arbeit bestellt hatte 37). 
36) In der Capelle des allerheilignten Sueramexits Iind drei Bilder: 
die Verkündigung, die Geburt, der Streit des Erlösers mit den Leh- 
rern, welches das schönste Iist. Auf einem ist auch sein Bildnis. 
Diese schöne Arbeit hat Vasnri nicht erwähnt. L, 
37) Raffael Sanzio entwarf die Zeichnungen zu diesen Ma- 
Iercien. Diese schönen Bilder sind sehr schlecht in Kupfer ge- 
storben und werden nebst einer Lateinischen Lebensbeschreibung 
Pius ll. von dem Aufseher der Capelle verkauft. Lalsinio hat 
einige von diesen Bildern in Umriss gegeben, doch ist noch nicht 
Alle! erschienen. Q,
	        
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