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Sind Spezialgreschichten so angewachsen, dass man sie
nicht leicht alle mehr sammeln, oder lesen kann, dann
entsteht der Wunsch, sie verbunden, geordnet und
zu einer allgemeinen Geschichte umgebildet zu sehen;
nicht zwar, als sollte damit alles Vorgefuntlene einzeln
und umständlich wiedergegeben, sondern nur aus jeder
das vorzüglich Anziehende und Lehrreiche ausgehoben
werden. Und so piiegt denn auf Jahrhunderte umständ-
licher geschichtlicher Erörterungen endlich ein Jahrhun-
dert der Compendien, oderUebersichten einzutreten. Die-
ser Wunsch, schon ehemals herrschend, war und ist be-
sonders ein Charakterzug unserer Zeit. Wir leben einer-
seits in einem der Bildung des Geistes höchst günstigen
Zeitalter. Nachdem die Griinzen des Wissens so sehr
erweitert worden, als unsere Vorfahren kaum hoffen,
geschweige denn erleben konnten, sehen wir uns nur nach
Mitteln um, es zwar nicht ganz was unmöglich ist
doch mindestens gniiglich uns anzueignen. Andfcrseifg
haben aber freilich die früherp Jahrhunderte, seit dem
Wiederaufleben der Wissenschaften, weil sie sich mehr
mit Worten, als mit Sachen beschäftigten, weil sie Man-
ches bewunderten, was meist kleinlich scheint, die Ge-
schichte unserer Mitwelt so zerstückelt, Vereinzelt und
in die Breite gezogen, dass Vereinung, Sammlung und
Kürze wol wiinschenswerth wurden.