330
Drittes
Buch.
Römische
Schule.
z. B. in S. Domenico zu Urbino auf der Bildtafel der Capelle
der llluecioli, ihrer Abstämmlinge.
In Urbino selbst sind noch Gemälde von Ra f f uePs Vu-
ter, der in einem Briefe der Herzogin Giovannn della Rovere
in den Ilialeröriqfen sehr brav genannt wird. Von ihm ist in
der Franeiseanerkirche ein gutes Bild des heil. Sebastian mit
Bildnissen in flehender Gebärde. Ferner schreibt man ihm in
einem Kirchlein desselben Heiligen das Martyrthum des Kir-
chenheiligen mit einer verkürzten Figur zu, welche Raffael
als Jüngling in dem Bilde, die Verlobung U. L. F, in
Cittd di Castello M) nachahmte. Er mnterschrieb sich Ja,
Sanotis Urbzi; d. i. Urbinas. S0 las ich auf einer Verkün-
digung von ihm in der Sacristei der Conventualen von Sini-
gaglia, mit einem schönen Engel und einem göttlichen Kinde,
welches vom Vater herabsteigt, und denen des Pietro Pe-
rugino nachgebildet scheint, mit'n welchem San zio einige
Zeit arbeitete, wiewol er immer einen ältern Styl hat U). Die
übrigen Figuren sind Weniger schön, aber auch in den Extra-
mitäten ileissig, verstanden und enmuthig w). Vor allen zeich-
nete sich F. Bartolommeo Corradini von Urbino, ein
Dominieaner, aus, F. Carnevale genannt. Bei den Refor-
maten ist ein Bild von ihm, das in der Perspective fehlerhaft
ist: und im Faltenwurfe das Kleinliche jenes Jahrhunderts hat,
sonst aber voll lebendiger, sprechender Bildnisse mit schönem
14) Dieses herrliche Bild nahm ein französischer General anstatt
einer grossen baaren Contribution an, welche er den armen Bürgern
von Cittä. di Castello auferlegt hatte. Dann verkaufte der Franzose
dies Gemälde an die Mailänder Gallerie, wo es sich noch jetzt be-
Jindet. Joseph Longhihst dies Bild gestochen, und vielleicht
ist dies Blatt das l-lerrliehste, was Kupferstecherkmrstgemalß geleistet
hat. '
15) Eine Lebensbeschreibung von Giovanni Sanctis und seL
nein berühmten Sohne Raffael führt den Titel: Elogio storico d;
Ginvanni Samt. piztore e paeta, padre de! grau Rajaella di
hing, Fagcig, unioo, Urbina 1822 lmll Elngia stnrico di Ruf."
faello Saul, da Urbirzo Faxe. I. Urbina 1829 per Vincenzo Guqr.
rini. Q-
lß) Des Johannes Sanctis Styl ist streng und ernst und selbst
weniger beseelt, als der Styl mehrerer einer Zeitgenossen. Sein
Colorit ist hell, aber graulich; und wie seine Färbung etwas Sanfte
und Unkräftiges hat, so ist auch der Charakter seiner Köpfe ruhig
um] mild. Indess vgehör! er doch immer, wenn auch nicht zu den
besten, doch bessern Malern seiner Zeit. Q.