Drittes
Buch.
Römische
Schule.
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Ich gränze aber diese Schule nicht mit dem Kirchenstaate
ab; denn ich würde dann Bologna, Ferrara und Romagna mit
darin begreifen, deren Maler einem andern Bande vorbehalten
bleiben. Hier betrachte ich mit der Hauptstadt bloss die ihr
nächsten Provinzen, Lazio, Sabina, il Patrimonio, Umbria,
Piceno, Urbino, deren Maler grösstentheils in Rom, oder Wg-
nigstens von dortigen Meistern gebildet waren. Die geschicht-
lichen Nachweisungen werden, nach Vasari, uns Baglione,
Passeri, und Leone Pascoli liefern. Diese haben da
Leben vieler Künstler, die in Rom arbeiteten, beschrieben, und
der Letzte hat noch seine Peruginer Landsleute mit dazu ge-
nommen. Er hat nicht soviel Verdienst, als die drei Ersten,
ist aber darum nicht so zu verachten, wie in einigen Maler-
brieferl Ratti, oder Bottari thaten, der ihn auch in den
Anmerkungen zu Vasari nicht schont, indem er ihn einen
elenden und wenig beachteten Schriftsteller nennt. Sein Werk
über die Peruginer Künstler beweiset allerdings, dass er, was
Andere übel und böse geschrieben, nachschrieb und defgemei-
nen Ueberlieferungen über die Alten mehr Gewicht beilegte,
als sich gebührte. In dem andern Werke aber, wo er vo-n
den neuern Malern, Bildhauern und Baukiinstlern schreibt, darf
man ihm den Glauben nicht versagen. Gleichzeitige Schrift.
steller sind in jedem Geschichtfelde zu beachten, zumal wenn
sie Bekannte und Freunde der Personen waren, von welchen
sie schrieben; und diesen Vorzug hatte Pascoli, der ausser
den Nachrichten aus ihrem Munde auch noch andere von ihren
nachgebliebenen Vertrauten sammelte und keine Mühe sparte,
die Wahrheit auszumitteln. Man sehe Cozzaßs Leben.
Ferner sind seine Urtheile über die Künstler keinesweges zu
verachten, weil er sie von damals lebenden Römischen Kiinst.
lern einholte, wie Winckelmann T. I. S. 450 bemerkt; und
irrten sie auch hinsichtlich der Griechischen Bildhauer, wie die-
ser behauptet, so werden sie es darum nicht auch im Bezug
auf die neuern Maler, namentlich Luti, welchem Paseoli
wol wegen seiner Achtung und Hingebung mehr, als irgend
einem, verdanken mag.
Gelehrter und kritischer hatte Bellori das Leben Ande.
rer beschrieben; Manches soll davon verloren gegangen seyn.
Er hatte sich auf die Malerei gelegt, verliess sie aber, soviel