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Unteritalien.
fortsetzten und einigerniassen" auch die ersten Grundsätze bei-
behielten. Ohne von Pier dclla Franceca und Pietrq
Vannucci zu sprechen, wollen wir mit Raffael beginnen.
Er war zu Urbino geboren, Unterthan eines vom heiligen
Stuhl abhängigen Herzogs, der in Rom dem Papste als Stadt-
präfect diente, dessen Staat, nach erloschener männlicher Li,
nie, der Kirche als Erbe heimliel. Mithin ist Raffael der
Römischen Herrschaft nicht fremd. Ihm folgte Giulio Ro_
mano mit den Seinen; diesen die Zucca-ri und die Ma_
nieristen jener Zeit; bis die Malerei von Baroccio, Ba_
glione und Andern auf eine bessere Bahn geleitet ward. Nach
diesen blühten die Sacchi und Maratta, deren Folgereihe
bis in unsere Zeit reicht. Auch in diese Gränzen cingesch1os_
sen bleibt die Schule immer noch eine Schule von Inlündei-n,
und reich, wenn nicht der Zahl nach, mindestens, so zu sagen,
nach ihrem Münzgchalt, wonach Raf f ael allein viele Künsb
ler aufwiegt.
Die übrigen Maler, die in Rom lebten und die Grund_
sätze der Schule befolgten, mag ich Rom weder geben, noch
nehmen, da ich gleich Anfangs mich verwahrt habe, miissige
und zweckwidrige Streitigkeiten zu entscheiden. Noch wen;
ger rechne ich diejenigen dazu, die dort lebten, aber e;
nen ganz andern Styl befolgten, wie z. B. Michelangeh,
da Caravaggio. Mögen ihn doch die Lombarden durch
Geburtsrecht, oder die Venezianer durch Erziehungsrecht den
lhrigen nennen; der Geschichte frommt es, das man in Rom
von ihm schreibt, wo er lebte und auf den Geschmack dei-
Einheimischen durch Beispiel und Schüler wirkte. Ebenso wer_
den hier viele andere Namen vorkommen, die hier und dort
im Werke zerstreut sind. Dies ist Pflicht der Geschichte und
zugleich eine unvergleichliche Ehre für die Römische Schule,
Ials ob sie nämlich der Mittelpunct aller gewesen, und so viel
treiiliche Männer dies gar nicht werden gekonnt hätten, wenn
sie Rom nicht gesehen, nochder WVelt dafür gelten, wenn sie
nicht Emu's Stimme hätten 4).
4) Auch Lanzi kann sich der altvererbten Befangenlneit in dieser
zaghaflen Erörterung über die Röm. Schule nicht einschlagen,
welche Italien von je so unheilbrilngend war. Und dies nun gar im
Gebiete der Kunst! W.