Dritter
Zeitraum.
Verfall.
Salimbeni.
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andern Siener Meister. Niccolö Tornioli, der schon er-
wähnt worden, malte in Bologna in S. Paolo, und in mehren)
Städten Italiens; daheim hinterliess er öifentlich fast nichts,
als eine Berufung des Matthäus, die man noch im Zollhause
sieht. ln den letzten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts überliess
man in Siena die Malerei mehr Auswärtigen, als Einheimischen.
Annibale Mazzuoli, ein leidenschaftlicher, nicht sehr ver-
dienter, Frescomaler war am meisten beschäftigt; er ging von
da nach Rom, und war unter den letzten, die Pio in sein
Verzeichnis aufnahm.
Gegen 1700 jedoch kam die Siener Malerei durch Ritter
Giuseppe Nasini, einen Schüler Ciro Ferri's, wieder
in Aufnahme. Nasini hatte die an mehrern seiner Lands-
leute gelobten Eigenschaften, feuriges Talent, reiche Einbil-
dungskraft, poetische Bildung, wie sie damals, als er jung
War, in Italien herrschte, d. h. ziemlich gesetzlos. Dieser
Poesie gleicht nun zuweilen seine Malerei; man wünscht ihr
mehr Ordnung, gewähltem Zeichnung, minder gemeines Colo-
rit. Immer jedoch Findet man darin etwas Breites, eine Gewalt
des Pinsels, ein ergreifendes Ganzes. Ohne dies hätte auch
Redi wol nicht von ihm sagen können: er setze die Welt in
Erstaunen 6). Dies behauptete er, als Nasini zu Rom in
der Apostelkirche die Kuppel der Capelle des heil. Antonio
malte, dessen Bild von Luti ist; und nachher mit Luti selbst
und den ersten Malern Roms in den Propheten der ilateraner
Basiliea wetteiferte. Für sein bestes Bild hält man das des
heil. Lionardo, welches er in F oligno in der Madonna del Pianto
arbeitete, wo er auch die Decke als guter Frescomaler uralte.
Siena ist überhäuft mit Werken von ihm von verschiedenem
Werth. Mehr als andere verdienen gesehen zu werden die
für den Palast Pitti gemalten und dann in die Kirche der
Siener Conventualen übergegangenen. Es sind darunter viele
nicht auserlesene, noch so geordnete, dass ein Liebhaber dabei
verweilen möchte; aber wer ihn auch verachten wollte,
sage doch, wieviel Italisehe Maler jener Zeit so viel lei-
steten.
6) Lelt. pür.