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Zweites
Buch.
Die
Siener
Schule.
Einige andere Maler dieses Volkstammes finde ich ülJSsgr
dem Vaterlande: An tiüeduto Grammatlca, ein gebilde-
ter Maler, stammte voh einem Siener Vater, und arbeitete in
Rom, wo er die erste Sitzung der Akademie des heil. Lucag
hielt. Zwar ward er davon ausgeschlossen, weil er versucht
hatte, einem Herrn RaffaePs heiligen Lucas zu verkaufen
und eine Copie von seiner Hand dafür aufzustellen. In dieser
Kunst, besonders Köpfe zu copiren, hatte er ein besonderes
Talent; daher er auch in Bildnissen stark war. Wiewol man
keinen andern Meister von ihm kennt, als einen Domenico
Perugino, der damal kleine Bilder auf Kupfer malte F), so
fand er doch Beifall in grossen Werken. Eine Verkündigung
von höchst lebhafter Farbe befindet sich bei den lncurabili,
und in verschiedenen Kirchen mehrere andere Bilder. Er starb
in Rom im Jahre 1626.
Zweiandere, vielleicht ihrem Vaterlande unbekannte Künst.
lcr haben mir ihre Unterschriften entdeckt. In S. Maria
degli Angioli unter Assisi las ich in einem Speisesaal;
Franciscus Antonius Senensis 1614, oder um jene Zeit
Der Styl hat etwas Baroccisches, so dass man ihn für einen
Schüler Vanni's, oder SalimbenPs halten kann, und zwar
nicht für denvLetzten dieser Schule, da er die Kunst, Gemüths-
bewegungen darzustellen, in nicht geringem Grade besass. Die
Figur des fortgehenden Judas ist das Bild der Verzweiflung;
hoch lnhcnswerther wär' es, hätte er nicht die Fledcrmausfüsse
dazu gesetzt; eine groteskenartige Sonderbarkeit! ln derselben
Umgegend, in einer Kirche zu Foligno, las ich unter einer
heiligen Familie den Namen Marcantonio Grecchi von
Siena und das Jahr 1634. Der Styl ist gediegen, ausdrnckg-
voll, correct, dem Tiarini von Bologna ähnlicher, als einem
5) In Perugia kennt man ihn nur dem Namen nach. Dennoch
hat man in Ascoli ein Gemälde in der Kirche S. Angelo Magno ihm
zuschreiben wollen, wo Johannes der Täufer von Lazzeri in sei.
11er Asbnli in praspetlivn einem Giandnmenico da Perugig
beigelegt wird, dinä Landschaft aber dem Giov, Fruncesco d;
Bologna, d. h. Grimaldi, Die Figur ist, nach OrsinPs B9-
merkung, Guercinisch; daher ich nicht weiss, wie dieser und M3-
riotti (S. 273.) nicht sehen konnten, dass dies Bild von Giando-
menico Cerrini da Perugiu. seyn musaße, einem Zeitgenossen
Grimaldiw" und Guercincvs, nicht aber jenes Kupfermalerz
Domenico, der ein Jahrhundert früher lebte. L.