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Buch.
Zweites
Die
Siener
Schule.
welche der Grossherzog von Toscana besitzt, und der heil.
Sebastian, von Irene geheilt, sind in diesem Geschmack. Und
dies war nicht der einzige, in welchem Rus tichino malte.
Er war in Rom gewesen, hatte die Caracci und Guido stn-
dirt, die er hier und da in seinen Werken nachahmte, ohwnl
in allen etwas Ureigenthümliches ist. Vor allen giebt man in
Siena einer Verkündigung, zu Provenzano, den Vorzug, vor
welcher die heil. Jungfrau Katharina betet, und wo viele En-
gel befindlich sind. Gefüllt Rustichino in andern Werken,
so entzückt er in diesem. Eines hatte er in einem öffentlichen
Palaste begonnen. Es sind Vorfälle aus der Geschichte der
Stadt. Sein Vater, der in Figuren nicht so stark war, als in
Verzierungen, arbeitete auch daran; es ward aber von Andern
vollendet.
Rutilio Manetti, oder wie Ritter Pecci schreibt,
Mannetti, folgte dem Caravaggio mit weniger Wahl,
aber mit mehr Kraft in den Schatten. Seine Gemälde in
Siena unterscheidet man leicht von den übrigen; denn nie
haben fast immer etwas Finstere, was das gehörige Gleichgn-
wicht zwischen Licht und Schatten aufhebt. Dasselbe kann
man an vielen seiner Zeitgenossen ausstellen, wie ich beinah
in jeder Schule bemerke. Die Art, dierFarben zu reinigen
und anzumischen, war schlecht; und der Nachtheil dieses V".
derbnisses zeigte sich noch nicht an den Bildern, woran rnnn
nur die grose Wirkung sah, welche das Jahrhundert so gern
hatte. Manetti verband damit eine richtigem Zeichnung,
nicht gemeine Ideen, schöne Bauwerke; wesshalb man ihn zu-
weilen lieber mit Guercino, als Caravaggio Vergleichen
möchte. Aber auch von diesem unterscheidet er sich nicht
wenig, wenn er Kleider von weisser Farbe malt, was er gern
that, vermuthlich um seine Schatten zu heben und aus zwei
so entgegengesetzten Farben die grösste Wirkung zu ziehen.
ntüeke als Tugbilder malte. Von dem Standpuncte der gänzlichen
Vßrinung zu dem Garn vaggischen Geschmack, den Hon lh o rst
ßnnnhm, bis zu den klaren, reinen, tiefen Quellen der Schule, deren
Ahnherrn die Eyke sind, den Weg Schritt vor Schritt zu zeigen, ist
fast unmöglich; denn Ausgangl- und Endpunct liegen himmelweil: von
einander entfernt und der Genius der Kunst gleicht einem gefallnen
Engel. Q.