Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

XX XIV 
Ueber 
Lanzfs 
Kunstansicht. 
Sprache in den Opere rli Antonio Raßaeiio Jllengs mit 
Anmerkungen des Piernusgebers Dvlza ru erschienen. 
Unter Künstlern und Kunstfreunden war von nun an das 
Losungswort: Schönheit. Aber über das, was schön sei, 
schien man doch nicht recht sicher zu seyn; denn jeder 
hielt etwas anderes dafür. Will man die verschiedenen Mei- 
nungen kennen lernen, welche dariiber in Italien in Umlauf 
waren, so kann man solche in den Osservazionz" de! Cac. D. 
Giusejipe Niccolb rlbllzztra sul Ilrallato llella bellezza di 
Jlleugs S. 82 finden. 
Mengfs Meinung hierüber war die, dass nur bei Gott 
die Vollkommenheit sei; da nun aber dem Menschen die Voll- 
kommenheit nichteigen und nur das begreiflich sei, was in die 
Sinne fällt, so habe der Allmächtige sichtlich die Idee der Voll- 
liommenheit ausgeprägt und diese nenne man S ch ö n he it. 
Vollkommen, meint Mengs, sei das, was in seinem Seyn 
ganz seiner Bestimmung durch die Idee entspricht, und also 
beruhe die Schönheit eines Dinges auf der Uebcreinstimnnung 
der Materie mit der Idee. Mitandern YV orten will das so viel 
sagen, als: die Schönheit ist die sinnlich geoilenbarte Voll- 
kommenheit und das Ideale im Realen. 
Hätte nun Me n g s diese Identität der Idee und der Er- 
scheinung in der Schönheit nur recht festhalten können, so 
würde er doch wolzu einem Ziele gelangtseyn. Allein er geht 
statt dessen zum specitischen Schönen über, bemerkt, dass ein 
jedes Ding nur eine Abart von Schönheit an sich haben könne, 
und setzt einenUnterschied zwischen demSchein und dem Seyn 
der Schönheit; denmnachdem er von dem Entzücken gespro- 
chen, welches die Schönheit durch ihre geistige Verwandt- 
schaftmit der Seelein dieser hervorgebracht hat, sagt er, dass, 
wenn diese Freude (les Entziickens lange daure, so verwandlc 
Sie sich leicht in eine Art von Traurigkeit, sobald sie gewahr 
Werde, dass solche(die Schönheit nämlich) nur der Anschein 
der Vollkommenheit sei. 
Es wäre hier am unrechien Orte, Me n g s 's Aesthetik he- 
richtigexi zu wollen; denn für unsern Zweckist blos erforder- 
lich, zu zeigen, was für irrige Kunstansichten daraus ge- 
folgert wurden{ 
Dieses System nämlich litt an zwei Uebeln. Das Ganze
	        
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