Ueber
LanzPs
Kunsiausichl.
XXXHI
zu Rom und seine Geschichte der Kunst ales Aller-
llunns an unzähiigen Stellen und im Allgemeinen. Ue-
berhaupt beruhte seine lilrkenntnis des Schönen mehr auf
kräftigem Gefühl und Anschaun des Wirklichen, als auf
Begriffen und Principien. Erstere lassen sich aber nichtdureh
Lehre übertragen, sondern nur durch Begeisterung ver-
wandten Geistern miltheilen und in ihnen entzünden. Leider
aber stand er in dieser Hinsicht sehr einsam in seiner Zeit.
Wer diese Zeit auf eine eben so gründliche, als anmulhige
Weise will kennen lernen, kann sich hierüber durch
Götlzew Schrift: Winckelmanu. und sein Jahrhundert
unterrichten.
Wi n ckelm a nn versuchte sogar in einer Abhandlung
die Idee der Schönheit deutlich zu machen, was wegen der
Doppelseitigkeit der Schönheit, die geistig und sinnlich zu-
gleich ist, immer ein misslicher Versuch bleibt.
Da es den philosophischen Schulen damals iiberhaupt
an geläulerter gründlicher Kritik , und auch diesem ausge-
zeichneten Geiste wol an philosophischer Methode fehlte,
sein ganzes Wesen vielmehr, wie wir schon bemerkt haben,
auf Anschauung und sich selbst innigst bewusstesGefühl ge-
stellt war, so hat diese Abhandlung von der Fähigkeit der
Empiindung des Schönen in der Kunst und dem Unterrichte
in derselben wenig Eingang gefunden, ja wol "gar Wider-
spruch von denen erfahren, welche sich an F ormales halten.
Gleichwol ist es sehr merkwürdig, wie nahe, auf_ negative
Weise ausgesprochen, Winckelmann der kantischen Er-
kenntnis des Schönen kommt, indem er sagt: "Der Vorwurf
(Gegenstand) dieses Gefühls ist nicht, was Trieb, Freund-
schaft und Gefälligkeit anpreisen, sondern was der innere
Sinn, welcher von allen Absichten geläutert seyn soll, um
des Schönen willen selbst, empiindet." Bald darauf sagt er
auch: "Das Werkzeug dieser Empfindung ist da; äusgere
Sinn, und der Sitz derselben der innere."
YVi n c k elm a n n 's Freund Me n g s hatte sich ebenfalls
gedrungen gefühlt, die schon mehrmals angeführten Betracln-
tungen über die Schönheit und über Geschmack in der Ma-
lerei herauszugeben, welche später nochmals in Italienischer