Volltext: Geschichte der Malerei in Italien vom Wiederaufleben der Kunst bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Erster Band)

Zweiter Zeitraum. 
Auswärtige 
Maler 
in 
Siena. 
283 
gen aus dem Leben seines Oheims, Pius IL, schmücken und 
berief Pinturicchio nach Siena; und dieser zog andere 
Schüler Pietrors mit sich von Perugia, ja Raffael selbst, 
der die Zeichnungen dazu alle, oder doch grossentheils ge- 
macht haben soll. Der Andere war Pandolfo Petrueci, 
der eine Zeit lang den Freistaat beherrschte, und da elhdßßh 
auch seinen Palast, wie etliche Kirchen versehönen wollte, Si- 
gnorelli und Genga brauchte4) und Pinturicchio zu- 
rückberief 5). 
Es war im Anfange des löten Jahrhunderts; denn 1503 
wurde die Sacristei für beendigt erklärt und 1508 Pin- 
t u r i c e h i 0 zuriiekberufen; und "nicht lange darauf scheint 
auch Pietro' Schüler Genga, und Signorelli dahin ge- 
kommen zu seyn. Von nun an eilte die Siener Schule dem 
neuem Style zu; Zeichnung, Farbenauftrag, Perspective, alles 
vervollkommnete sich in wenig Jahren. Hätte sie eine der Medi- 
ceischen Familie ähnliche an Geschmack, Macht, Lust, die 
Künste zu schützen, gehabt, was würde sie geworden seyn! 
Um jene Zeit waren vier Geister, ganz geartet, grossartig zu 
gedeihen: Pacchiarotto, Razzi, Mecherino und Pe- 
ruzzi, welche Baldinueci, ich weiss nicht warum, Razzi 
ausgenommen, zu RaffaePs Schule zählt. Die Werke des 
damals jungen Urbinaten und der übrigen Fremden regten viel- 
mehr ihren Geist, statt ihn niederzudrücken, zu einem edlen 
Wettstreit ßllf- Wer Mattews Gemälde sieht und mit den 
ihrigen vergleicht, könnte glauben, zwischen ihm und ihnen 
liege eine lange Reihe Jahre; gleichwol lebten alle vier, als 
Matten starb. So sind wir denn im guten Jahrhundert der 
Siener Schule, und dies sind ihre würdigsten Meister. 
4) S. Lett. sen. 
unter den Bildern 
bessert wird. 
T0- III. p. 320, wo Signorellils Unterschrift 
des Hauses Petrucci angeführt und Vüißri ver- 
L. 
5) Einzelne Abhandlungen über diesen Büchersaal und die darin 
angebrachter: Bilder, so wie einzelne Bilder daraus sind in Kupferstich 
erschienen. Da das Werk aber noch nicht beendet ist, so ist, su viel 
ich weiss, der Titel desselben noch nicht gedruckt, oder bei dem lei- 
der so geringen und schlaffen Verkehr Deutscher und Italischer Buch- 
händler mir noch nicht zugekomlnen. Was ich bisher von diesen Sti- 
chen erhalten habe. sind drei Blätter aus dem Leben Pius ll., von 
Luigi Buschi gezeichnet, Lasinio dem Sohne gestochen. Die,- 
ses Werk enthält noch mehrere Bilder der Siener Schule. Q.
	        
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