Zweiter Zeitraum.
Auswärtige
Maler
in
Siena.
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gen aus dem Leben seines Oheims, Pius IL, schmücken und
berief Pinturicchio nach Siena; und dieser zog andere
Schüler Pietrors mit sich von Perugia, ja Raffael selbst,
der die Zeichnungen dazu alle, oder doch grossentheils ge-
macht haben soll. Der Andere war Pandolfo Petrueci,
der eine Zeit lang den Freistaat beherrschte, und da elhdßßh
auch seinen Palast, wie etliche Kirchen versehönen wollte, Si-
gnorelli und Genga brauchte4) und Pinturicchio zu-
rückberief 5).
Es war im Anfange des löten Jahrhunderts; denn 1503
wurde die Sacristei für beendigt erklärt und 1508 Pin-
t u r i c e h i 0 zuriiekberufen; und "nicht lange darauf scheint
auch Pietro' Schüler Genga, und Signorelli dahin ge-
kommen zu seyn. Von nun an eilte die Siener Schule dem
neuem Style zu; Zeichnung, Farbenauftrag, Perspective, alles
vervollkommnete sich in wenig Jahren. Hätte sie eine der Medi-
ceischen Familie ähnliche an Geschmack, Macht, Lust, die
Künste zu schützen, gehabt, was würde sie geworden seyn!
Um jene Zeit waren vier Geister, ganz geartet, grossartig zu
gedeihen: Pacchiarotto, Razzi, Mecherino und Pe-
ruzzi, welche Baldinueci, ich weiss nicht warum, Razzi
ausgenommen, zu RaffaePs Schule zählt. Die Werke des
damals jungen Urbinaten und der übrigen Fremden regten viel-
mehr ihren Geist, statt ihn niederzudrücken, zu einem edlen
Wettstreit ßllf- Wer Mattews Gemälde sieht und mit den
ihrigen vergleicht, könnte glauben, zwischen ihm und ihnen
liege eine lange Reihe Jahre; gleichwol lebten alle vier, als
Matten starb. So sind wir denn im guten Jahrhundert der
Siener Schule, und dies sind ihre würdigsten Meister.
4) S. Lett. sen.
unter den Bildern
bessert wird.
T0- III. p. 320, wo Signorellils Unterschrift
des Hauses Petrucci angeführt und Vüißri ver-
L.
5) Einzelne Abhandlungen über diesen Büchersaal und die darin
angebrachter: Bilder, so wie einzelne Bilder daraus sind in Kupferstich
erschienen. Da das Werk aber noch nicht beendet ist, so ist, su viel
ich weiss, der Titel desselben noch nicht gedruckt, oder bei dem lei-
der so geringen und schlaffen Verkehr Deutscher und Italischer Buch-
händler mir noch nicht zugekomlnen. Was ich bisher von diesen Sti-
chen erhalten habe. sind drei Blätter aus dem Leben Pius ll., von
Luigi Buschi gezeichnet, Lasinio dem Sohne gestochen. Die,-
ses Werk enthält noch mehrere Bilder der Siener Schule. Q.