282
Zweities
Buch.
Die
Siener
Schule.
andrerseits durften sie aber doch in Siena keine Aufträge zum
Nachtheil einheimischer Maler annehmen. Daher kam es, sagt P.
dellaValle, dass man ert spät dort Gemälde von Auwärtigen
findet. Wenn dies aber den Malern nützlich war, der Malerei
brachte es nicht wenig Schaden; denn hätte man Fremde zu-
gelassen, so hätte die Siener Schule ihr Pfund mit fremdem
mehren, und wie die übrigen fortschreiten können; was sie
aber nicht that. Vielmehr hatte sie, nachdem sie mit den
Florentinern in der Malerei gewetteifert, und einige Jahre ihnen
den Vorrang abgewonnen, am Ausgange des löten Jahrhun-
derts vielleicht keinen bessern Maler, als Capanna, der nach
fremden ,Zeiclmungen einige Giebelbilder maltez), oder An-
drea del Brescianino, der ich Weiss nicht was für ein
Bild mit seinem Bruder für eine Kirche der Olivetaner gemalt
haben soll. Diese wurden von den Geschichtschreibcrn mehr
gelobt, als Bernardin o Fungai, ein schulgerechter, aber
trockener Künstlcr3), oder Nero ccio, oder sonst ein Siehe]-
jener Zeit, konnten aber mit den bessern in Italien nicht
Schritt halten. Die Grossen fühlten den Verfall der vaterlän-
dischen Schule und die Nothwendigkeit, Fremde herbeizu-
ziehen, und wollten die, vielleicht unter Murren des Volks,
das überall zu behaupten pflegt, man müsse die Gerste Seine;
Bodens lieber dem heimischen, als dem fremden Rosse gebem
Damals suchte man in Rom die Florentiner Malerei; bei den
Sienern verhinderten dies die seit langem gehegte Eifersueht
und die politischen Ansichten. Perugia schien annehmlicher,
Von dort wurde zuvörderst Bonfigli berufen; hierauf sein
Schüler Pietro Peru gino, der dort zwei Bilder malte; emL
lich verschiedene seiner Schüler, welche dort lange Zeit in
Diensten zweier geschichtlich berühmten Siener blieben. Der
Eine war der Cardinal Francesco Piccolomini, der
bald darauf Pius III. ward. Dieser wollte die Domsacristei,
auser seiner Familiencapelle mit mehrcrn geschichtlichen Zü-
2) Ragiunevole macstm nennt ihn Van ari im Leben des D. Bar-
tolommeo. Aus BottarPs Note ergiebt sich, dass er um 1500
blühlß- Giglim macht ihn zum Meister des Beccafumi. L.
3) Dort ist eine Krönung zu Fonte Giusta, und ein Bild mit uneh-
rex-n Heiligen bei den Carmelitern, vom Jahre 1512. L.