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Zweites
Buch.
Die
Siener
Schule.
genheit des Gedankens, das Colorit und die Harmonie der Mi-
niatur, die Angemessenheit und den Wechsel der Falten jß
nach den Gegenständen erhebt, übrigens eine etwas rohe Zeich-
nung, mehr wahre als schöne Köpfe, hässliche Hände rügt;
Kennzeichen, die beinah jeder Schule jener Zeit eignen! Dass
er auch in der Bildhauerei Verdienst hatte, vermuthet man
aus einem Bildnis der Laure bei dem Florentiner Bindo Peruzzi
mit der Aufschrift in Schriftzügen des vierzehnten Jahrhun-
derts: Simon de Senis me fecit suö anno D. MCCCXLIIL
Daraus ergieht sich deutlicher, warum Petrarca in seinem
berühmten Sonett ihn eher dem Bildhauer Polyklet, als dem
Apellesi, oder einem andern Maler vergleicht, wie Tassoni
gewünscht hätte. S. P. d. Vull. Prosa p. 253. 24].
Simons hatte einen Schwager, Lippe Memmi, den
er selbst in der Kunst unterrichtete. Wiewol dieser ihm nicht
an Genius gleich kam, gelang ihm doch die Nachahmung Sei-
nes Styls vortrefllich, und nach Anleitung seiner Zeichnungen
malte er lllanehes, was man für seines Meisters Arbeit halten
würde, wenn sein Name nicht darunter stünde. Ohne diese
Hülfe war er in Erlindung und Zeichnung mittelmiissig, aber
guter Colorist. Ein von Beiden gearbeitetes Bild ist in S. An-
sano di Castel-vecchio zu Siena 15). Anderwärts, wie zu An-
24) Flinige dichterische Ausdrücke in diesen Soneiien, in welchen
Petra reiz mit Begeislerung vnn Simon M emmi spricht und von
dem Bilde seiner gelieblen Lnnra, wo er sich mit Pygniallon ver_
gleicht und Poly k lels Werke weil. unter die Schönheit. die nein
Herz eingenommen, herahselzt, haben zu der sonderbaren Vermu-
thung Anlass gegeben, dass dieses Bildniss ein plastisches n'a-k
könne gewesen seyn. Zwei Bildnisse in Basrelief, Laura und Petrareg
vorstellend, haben dieses Vorgehen unterstützt. GrafCirngnara stell],
hierüber in seiner Slorirz della scullura sehr ausführliche Untersu.
chungen an V01. I. p._ 403 414, siehe Tmz. XLII. die AhhilvL
_Tqu, XLI, sind die Basreliefs Petrurca und Laura. Ohne Zweifel
sind diese Nlarnmrhililer blass nach den Originalporlraits später gear-
heile: und die Originale waren Zeichnungen von Simon Memmin
Hand. Q-
25) Darauf steht A. D. 1333. Simon Martini et Lippus Illemrm"
de Scnfs me pinxerunt. Jelzl ist es in der k, Gallerie zu F'l0reu1_
Wo man nicht Melnnii, sondern nur Lippo oder Filippo liesel,
scheint es nicht immer von ihm zu verstehen. So ist der M, Fi-
lippo, der 1308 eine Zahlung erhält, und jener Lippo, der 136i
Gefährte eines andern Illnlers heissl. (L. scn. T- ll- p. 110.), wahr-
scheinlich von Memmi verschieden, Dieser war jünger als der
Bruder, und l nach Vasari, überlebte er ihn 14 Jnhr. L.