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Florentiner
Schule.
Zeitraum.
Fünfter
abgüsse besonders von Ca n 0va's Werken, welcher zugleich den
Auftrag erhalten, eine neue Venus nach dem Muster der uns
durch den Krieg entrissenen Mediceischen zu fertigen "y
Ferner muss auch hier der Ehre erwähnt werden, welche lhrg
Maj. die Königin Mutter der Akademie erwies, indem sie in
der im Aug. 1803 unter Sen. Alessandriis Vorsitz gehaltenen
Versammlung mündlich und eigenhändig die studirenden Jüng-
linge aufmuntertc und belohnte. Bei dieser Gelegenheit hielt
der Ritter Pu ccini eine trelfliche Rede über die Kunst, als den
sichersten und minder gefährlichen Weg zum Ruhine, Ivelche
1804 zu Florenz gedruckt wurde 18).
liebenswürdiger
Q.
pelt zu beklagen; denn er war ein eben so
maner Mann, als ausgezeichneter Künstler.
h ll-
17) Die Med. V. ist in die Tribune zu Florenz zurückgekehrt; die
Canoveüsche musste weichen "und in ein Zimmer des Palast Pi";
zurücktreten. Q.
18) Ueber den Verfall der Künste s. Baron Rumnlirw Italic-
nische Forschungen 2. Tlil. besonders S. 415 ßl Güthe
schildert ( Winckelmann und sein Jahrhundert) diese letzte"
Zeiträume der Kunst treffend, obivol noch schonend genug. Je_
dermann erkennt den Verfall der kunst an, obwol fast jeder ihn
aus verschiedenen Gründen ableitet. Mag es seyn, dass die Kunst
durch äussere Verhältnisse verleitet und zum Luxusdieiaste ausgeartet
ist, oder dass der christliche und heidnische Mylhenkrcis erschöpfg
wurde, das äussere geschichtliche Leben aber keinen hinreichenden
Ersatz dafür darbot und die nnerschöpdiche lebensvolle Schönheit
der Natur von Wenigen nur erkannt, von Vielen gar verkannt wurde
oder dass überhaupt die Zeit des concretcxl und plastischen Ansehen:
ens vorüber ist, und dagegen die andere Seite des Geisteslebens, das
abstracte Denken, hervortritt und die Kunst der lvissenschaft weicht,
wie auch eine Art Wechselwirlhschnft in der Geistesökonomie, wie
im Fcldbuu, zu herrschen scheint so ist es auf alle Fälle unserer
Zeit wol noch nicht beschieden, ein neuer Frühling der Kunst zu
werden; denn offenbar sucht sie auf irriger Spur Stoß" und Zuflucht
bei der romantischen Dichtkunst, die, ihrer Natur nach, die Bild-
lichkeit ablehnt und gestaltlos ist. Welleicht muss die Kunst sich
auch noch auf diesem Wege erst sbmühen und ganz überleben, um
sodann von der Wurzel aus wieder empor zu wachsen, und viel-
leicht ist dns Hindernis einer neuen Belebung eben das, dass die
nhsterhende Kunst noch nicht so völlig erstorben ist, um eitler neuen
Schöpfung freien Raum zu geben. Nur Eines hat die Kunst seit ih-
Ter Wiedergeburt im l3ten Jahrhundert noch zu wenig und nur in
den glücklichsten Momenten haben es die grössten Meister zu er.
streben gesucht, die Natur nämlich in ihrer reinen Schönheit und
völligen Tiefe des Lebens aufzufassen, frei von allen besondern Be-
ziehungen, als reinen Genuss des Daseyns und der XVirklichkeit. Viel
zu sehr an dem Schein hängend und an dem ganz Specifischen, ha.
hen die Niederländer sich zur blOssen Nachahmung an die Natur ge.
wendet, ohne das Allgemeine im Concreten anzuschauen und im